Die '50er einfach nur toll eingefangen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meikymeik Avatar

Von

„1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen … und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen.
Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein.“ - Die vier Frauen kann man sich so vorstellen, wie sie auf dem wunderschönen Cover zu sehen sind.

Mein Eindruck nach den ersten Kapitel: Luise gefällt mir sehr, weil sie den Mut gefasst hat, ihre Idee eines eigenen kleinen Tante-Emma-Ladens zu eröffnen. Marie und Helga tun mir leid und ich bin einfach nur wütend zu lesen, wie die meisten Männer, Väter, Arbeitgeber usw. Frauen behandelt haben (und manches hat sich ja bis heute nicht geändert!). Annabell scheint ein bisschen ängstlich und überführsorglich zu sein mit ihrem kleinen Sohn Friedriches war sehr spannend zu lesen, wie es mit den Vieren weiterging und wie sie den Weg zueinander fanden.

Es ist wirklich toll, wie viele Hintergrundinformationen man beim Lesen über diese Zeit bekommt, das ist echt Wahnsinn! Was Stephanie Schuster alles weiß und dafür recherchiert haben muss, Hut ab!

Die personifizierten Kapitel mit den wechselnden Perspektiven sind sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und lockern die ganze Geschichte auf. Das Verständnis für jede einzelne Frau wird dadurch besser, man kann in ihren Kopf gucken und die Gefühle und Lebensumstände nachvollziehen.
Die Auszüge aus Luises Notizbuch und Luise Brandstetters Schulheft mit Kochrezepten, Definitionen des alltäglichen Lebens, Arzneianwendungen uvm. sind ein richtiges Schmankerl in dem Buch. Dazu ist alles so detailliert beschrieben, dass man sich alles wirklich gut vorstellen kann, richtig in die Geschichte eintaucht und mit den Frauen mitfühlt.

Schon nach der Hälfte des Buches konnte ich sagen, dass ich mich schon auf die weiteren zwei Bände und die Geschichten und Leben der vier Frauen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten freue und das kann ich jetzt am spannenden Ende des Buches nur nochmal wiederholen! :-)