TRIGGERWARNUNG

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janine_napirca Avatar

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Triggerwarnung: Die Wunderfrauen Band 1 reproduziert unkommentiert rassistische Sprache, die sich vor allem gegen BIPOC aber auch gegen Sinti und Roma richtet.

Triggerwarnung: Die Wunderfrauen Band 1 reproduziert unkommentiert sexistische und misogyne Sprache, außerdem werden zwei Vergewaltigungsszenen geschildert und es findet eine Täter-Opfer-Umkehr statt.

Triggerwarnung: Die Wunderfrauen Band 1 verharmlost den Holocaust.

Triggerwarnung: Die Wunderfrauen Band 1 enthält behindertenfeindliche Äußerungen und bedient sich unkommentiert nationalsozialistischen Vokabulars.

Triggerwarnung: Die Wunderfrauen Band 1 beinhaltet Homophobie.

Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt von Stephanie Schuster erschienen im August 2020 im Fischerverlag ist ein historischer Roman, der in den Jahren 1953 und 1954 in Starnberg bei München spielt. Erzählt werden die Schicksale von vier so genannten Wunderfrauen: Luise Dahlmann, Inhaberin eines Lebensmittelgeschäfts, Helga Knaup, Tochter aus reichem Hause, die ihren Weg alleine als Krankenschwester bestreiten möchte, Annabel von Thaler, die adelige Arztgattin der Klinik, in der Helga arbeitet und schließlich Marie Wagner, die aus ihrer Heimat Schlesien vertrieben wurde.

Mir ist es aufgrund der bereits angesprochenen triggernden Thematiken nur schwer gelungen, mich auf die Geschichte an sich einzulassen. Dabei hätte der Roman wirklich Potential gehabt. Die Beschreibungen der technischen Errungenschaften zu dieser Zeit, wie beispielsweise Telefon und Fernsehen, die Parallelen zur WM 1954 oder die Einblicke in das Gefühlsleben von Kriegsheimkehrern - all das wurde durch die unkommentierte und mehrfache Verwendung des N-Worts und des Z-Worts und durch Vergleiche mit braunen Lebensmitteln, sowie durch die feindlichen Aussagen gegenüber Behinderten, Homosexuellen und Frauen zunichte gemacht.

Am allerschlimmsten fand ich, dass der Roman versucht hat, die Schuld der Deutschen zu relativieren auf Kosten einer Verharmlosung des Holocausts. Ja, es mag sein, dass der ein oder andere nicht freiwillig gehandelt hat oder keine andere Wahl gesehen hat, und auch, dass die deutsche Bevölkerung unter den Besatzungsmächten gelitten hat, sowie die Schlesier durch die Vertreibung - aber warum muss man das in Bezug zum Völkermord an den Juden setzen?

Authentizität ist keine Rechtfertigung für Rassismus, Antisemitismus, Misogynie, Ableismus und Homophobie, auch wenn es sich um einen historischen Roman handelt, sollte im Jahr 2020 bzw. 2021 ein Verlag so viel Verantwortungsbewusstsein besitzen, diese Inhalte nicht in so einer Form einfach wiederzugeben ohne diese kritisch einzuordnen.