Erstlingsroman mit leichten Schwächen - aber steigerungsfähig

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**Inhaltsangabe:**

Painters Mill, Ohio, ist ein verschlafenes Provinzstädtchen, in dem die Polizei eher mit entlaufenen Rindern zu tun hat als mit Verbrechern. Als eine Frauenleiche in einem Feld entdeckt wird, reagiert die örtliche Polizeichefin Kate Burkholder trotzdem wie ein Profi. Was allerdings nur wenige wissen: die Art, wie die Tote zugerichtet wurde, erinnert Kate an einen Vorfall aus ihrer Jugend, als sie noch zu den Amischen gehörte, bevor sie sich deren _Ordnung_ widersetzt hatte – auch damals wurden tote Frauen gefunden, die an ihrem Körper die gleichen Male trugen. Ist der „Schlächter“ wieder zurück gekehrt? Kate ermittelt mit ihrem Team, doch es werden weitere Tote gefunden und die Stadtverordneten und das FBI brauchen schnellere Ergebnisse. Kate muss sich damit zwei Kämpfen stellen: einmal gegen den Täter und einmal gegen ihre Vorgesetzten ...

**Der erste Satz:**

„Mit sechs hatte sie aufgehört, an Monster zu glauben, und ihre Mutter musste abends nicht mehr unterm Bett und im Schrank nachsehen.“

**Meine Meinung zum Buch:**

Ein spannender Thriller, der allerdings etliche Klischees bedient.

Am besten gefiel mir in diesem Buch die Hauptperson Kate Burkholder. Kate ist eine noch ziemlich junge Polizeichefin mit einer spannenden Vergangenheit. Ihre Eltern und Geschwister gehören zu den Amischen – einer christlichen Glaubensgemeinschaft, die heute noch lebt wie es vor Jahrhunderten Brauch war. Kate verließ die Gemeinschaft als junge Frau und es ist einfach interessant zu lesen, was passiert, wenn sie in dienstlichen Belangen wieder in die alte Gemeinschaft zurückkehrt. Privat darf sie keinen Kontakt mehr mit ihren Geschwistern pflegen, denn als Abtrünnige steht sie unter „Bann“. Kate Burkholder ist sehr glaubwürdig dargestellt (bis auf ein paar Situationen) und sicherlich eine Person, über die ich noch weitere Geschichten lesen könnte – ihre Charakterisierung verspricht mir einiges.

Leider hat die Geschichte an sich ein paar Schwächen. Einerseits beobachte ich seit einiger Zeit, dass sich Thrillerautoren gegenseitig mit Grausamkeiten zu überbieten scheinen. Langsam überrascht mich gar nichts mehr, was man Opfern antun kann. In meinen Augen sollte sich das Thriller-Feeling aus einer spannenden Handlung ergeben und nicht aus ausgefeilten Folterinstrumenten.

Als etwas überzeichnet habe ich die Figur des FBI-Mannes John Tomasetti empfunden. Ich fand ihn zwar auch interessant dargestellt, aber sein Vergangenheits-Trauma erschien mir einfach zu plakativ – siehe den vorangegangenen Abschnitt.

Es ist schwierig, meine Kritikpunkte herauszustellen, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten. In meinen Augen benutzt die Autorin zu viele Klischees, so verhält sich Kate in ein paar Situationen einfach zu dämlich und unprofessionell für eine Polizeichefin, das ist dann doch nicht mehr glaubwürdig. 

Trotzdem hat mir das Buch einige spannende Lesestunden bereitet. Wer nicht zu hohe Ansprüche an Thriller stellt, ist mit diesem Buch gut bedient. Da diese Geschichte die erste um Kate Burkholder ist, könnte es durchaus sein, dass der zweite Band, an dem die Autorin wohl gerade schreibt, besser wird und dann eine echte Empfehlung wert ist.