Eine starke Frau und ihre Liebe zur Fotografie

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Dieser 2019 erschienene Debütroman von Whitney Scharer befasst sich mit dem Leben des Models, der Künstlerin, der Fotografin, der Reporterin Elisabeth "Lee" Miller. Auf 383 Seiten gestaltet die Autorin dem Leser ein Bild über jene Frau, die so vielschichtig erscheint.
Lee Miller löst sich von ihrer New Yorker Vergangenheit als Model, bricht auf nach Paris und will das Handwerk der Fotografie erlernen. Hier angekommen ist ihr Einstieg in die Gesellschaft nicht leicht. Ohne Freunde, Bekannte oder Familie, ohne einen Lehrer, ohne Geld. Doch zufällig lernen sich Lee Miller und Man Ray im Pariser Nachtleben kennen. Der hoch angesehene Fotograf gibt Lee die Möglichkeit, bei ihm im Studio zu arbeiten und endlich geht es bergauf. Schließlich wird aus der beruflichen Beziehung eine private. Sie verbringen viele gemeinsame Jahre miteinander bis die Beziehung scheitert.
Zum Ende des zweiten Weltkrieges reist Lee als Reporterin der Vogue und Fotografin nach Deutschland. Mit diesen Bildern und Texten hat sie nun endgültig Ruhm an Ansehen erlangt.
Doch diese Erlebnisse lassen sie nicht los und prägen ihr restliches Leben.

Der personale Erzähler beleuchtet Lees Erleben und ihre Gefühle. Das lässt den Leser distanziert beobachten und doch eine Beziehung zu der Protagonistin aufbauen. Durch die einfachen Sätze gespickt mit bildhaften Adjektiven liest sich der Roman sehr flüssig und man legt ihn nur ungern aus der Hand.
Der Roman beginnt im Jahr 1966, also recht spät im Leben von Lee Miller. Es erfolgen viele kapitelweise Zeitsprünge, die langsam ein Gesamtbild über die beeindruckende Frau errichten. Dieser achronologische Aufbau wirkt zunächst etwas verwirrend, da man sich immer wieder neu in Situationen einfühlen und -denken muss. Jedoch scheint so die Figur hinter den Seiten noch plastischer zu werden als man es eventuell mit einem geradlinigen Aufbau erreicht hätte.
Ich bin sehr begeistert von diesem Roman! Eine beeindruckende Frau und Künstlerin, die viel in ihrem Leben durchgemacht hat und trotzdem, oder gerade deshalb, mit hocherhobenem Kopf gezeigt hat, dass eine hübsche Frau mehr kann als nur vor der Kamera zu stehen. Sie ging ihren eigenen Weg. Und zum Teil verlor sie sich auf diesem Weg auch selbst.
Ich kann das Buch jedem empfehlen!