Ihrer Zeit voraus

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tochteralice Avatar

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war die Fotografin Lee Miller auf jeden Fall!

Die Amerikanerin startete als Model, das war ihr aber zu wenig - sie wollte die Abläufe erkennen und vor allem bestimmen und hinter der Kamera stehen.

Mit dem Vorsatz, sich beruflich als Fotografin zu etablieren, hob sie ab - nicht geistig, sondern rein körperlich: 1929 siedelte sie um nach Paris, wo der
Bär steppte - meinte sie.

Und für sie war das auch der Fall, denn ihre Begegnung mit Man Ray änderte ihr Leben und ebnete ihr den Weg als Künstlerin. Denn das war sie. Und auch eine ganz besondere Frau.

Dennoch wurde sie - wie in der Zeit üblich - weniger gewürdigt als viele Männer, die teilweise längst nicht so begabt waren wie sie. Wie schmerzhaft!

Ihren Debütroman widmet die amerikanische Autorin Whitney Scharer Lee Miller - und sieht sie aus der Perspektive der Gegenwart, rückt ihre "Zeit des Lichts" sozusagen ins rechte Licht. Aus der Sicht der Frauen von heute wird deutlich, welche Ungerechtigkeit ihr widerfuhr, nicht nur durch Man Ray selbst, sondern auch durch gesellschaftliche Konventionen.

Wir begegnen hier einer wahrhaft interessanten und ausgesprochen mutigen, ja tollkühnen Frau: einer, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs bereits befreite Konzentrationslager sah, die noch zu dessen Lebzeiten in Hitlers Badewanne lag (ohne sein Wissen: während er in Berlin im Führerbunker seinen Selbstmord vorbereitete, enterten die Amerikaner bereits sein Haus in München).

Lee Miller - eine Legende. Aber Obacht - Legenden werden geschaffen. Und dies ist die subjektive Sicht einer Autorin, die sich vorrangig auf die Zeit Lee Millers mit Man Ray konzentriert. Mich haben vor allem die erwähnten kurzen Sequenzen zu Lee Millers Zeit als Kriegsreporterin fasziniert - zu wenig gab es davon aus meiner Sicht. Mir fehlte also etwas in diesem Roman - aber andere Leser mögen dies anders bewerten.