Lee Miller und Man Ray - Licht und Schatten

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miro76 Avatar

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Lee Miller, angesehenes Model aus New York zieht in den späten 20er Jahren nach Paris um Fotografin zu werden. Sie will auf die andere Seite der Linse, denn sie will selbst etwas erschaffen.

Sie ist jung, talentiert und wunderschön. Ihre Entschlossenheit bringt ihr einen Job als Assistentin bei Man Ray ein, der schon damals ein berühmter Porträtfotograf war. Die beiden arbeiten Hand in Hand und in der Dunkelheit der Entwicklerkammer finden sie zueinander. Ihre Liebe ist unbändig und ihre Kunst inspiriert. Die beiden scheinen alle Grenzen zu sprengen.

Doch Man will Lee ganz. Sie soll ihm gehören. Auch ihre Kunst.

Aber Lee Miller war schon immer eine Kämpfernatur, die sich nicht vereinnahmen lässt. Ihre Liebe endet in einem Desaster und aus Lee wird eine ernstgenommen Kriegsreporterin. Doch die Leichtigkeit des Seins bleibt an den Kriegsschauplätzen zurück. Sie wird nie wieder zu ihrer Lebendigkeit und lebensfrohen Einstellung zurückfinden.

Witney Scharrer hat mit "Die Zeit des Lichts" einen Roman der historischen Fiktion verfasst. Ihre Lee Miller ist ihrem Geist entsprungen, auch wenn die Eckdaten Biografien und anderen historischen Texten entnommen wurden.

Aber ihre Lee Miller ist eine großartige Protagonistin. Sie hat Esprit und Kampfgeist, lässt sich nicht unterkriegen und behauptet sich als Frau, in einer Zeit, in der viele Frauen ihr Licht unter den Scheffel ihres Mannes stellen mussten. Es war keine leichte Zeit für Frauen, als Künstlerinnen ernst genommen zu werden. Viel eher wurden sie als Model und Muse gesehen. So wäre es auch Lee ergangen, wäre sie etwas weniger kämpferisch veranlagt gewesen. Genau diese Fähigkeiten zeichnen sie schließlich als Kriegsreporterin aus.

Leider tappt die Autorin hier in das nächste Klischee, denn um als Fotografin ernst genommen zu werden, legt Lee ihre Weiblichkeit ab und zieht eine Uniform an. Sie verliert alles, was an ihr weich und freundlich war und wird zur abgebrühten Schauplatzfotografin. Sie hält durch, wo andere bereits in den Straßengraben kotzen.

Dennoch hat mich die Geschichte dieser unterschätzten Fotografin sehr berührt und ich habe gerne von ihrem Leben und Schaffen gelesen. Ich habe sie gerne begleitet bei ihren ersten Schritten Richtung Frauenrechte und Selbständigkeit. Ihre Zeit im Künstlermilieu der Pariser 30er Jahre ist inspirierend und man kann sich gut vorstellen, im Kaffeehaus am Nebentisch zu sitzen.

Ich habe die Lektüre genossen und finde "Die Zeit des Lichts" ist ein gelungenes Debüt!