Anatolien vor 100 Jahren

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lisbethsalander Avatar

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Tanja Paar hat hier eine durchaus interessante Familiengeschichte verfasst. Maria, eine junge Frau, folgt dem Vater ihres Kindes, mit dem sie schwanger ist, ohne vorherige Ankündigung und mangels jeglicher Planung nach Anatolien, wo dieser am Bau der Bagdad Bahn beteiligt ist. Sie wird in der Ferne sesshaft und glücklich, bekommt noch mehrere Kinder, von denen tragischerweise eines stirbt, aber Maria fühlt sich wohl im neuen Zuhause fern der eigentlichen Heimat. Im ersten Teil des Buches war ich begeistert von dieser starken Frau, die eine ungeheure Persönlichkeit an den Tag legt, sich selbstbewusst in der von Männern dominierten Welt der damaligen Zeit behauptet. Auch ihrem Mann, den sie unglaublich zu lieben scheint, setzt sich Maria zur Wehr, wenn sie nicht selten Meinungsverschiedenheiten haben. Doch im zweiten Teil des Buches bröckelt die Stärke der Protagonistin mehr und mehr, die Familie zerfällt, vor allem durch die Unruhen des ersten Weltkrieges, die Söhne, müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie kämpfen. Maria ist nicht mehr stark und unangreifbar wie am Anfang der Geschichte, sondern wirkt mehr und mehr verbittert und depressiv. Auch das Ende hat mich dann etwas enttäuscht zurückgelassen. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, es war mal etwas ganz Anderes als das, was normalerweise meinem Beuteschema entspricht. Ich habe einiges über das Anatolien vor 100 Jahren lesen können, was mich sehr fasziniert hat, u. dabei vieles zum Beispiel über den Bau der sogenannten Bagdad Bahn gelernt.