Eine aufwühlende Familiengeschichte.

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Maria, hochschwanger, reist dem Vater des Kindes nach Anatolien nach um dort eine Familie mit ihm zu gründen. Doch die Situation um 1900 ist keine ruhige Zeit und vieles kommt anders als geplant. Maria muss sich entscheiden, was sie wirklich liebt und wofür sie lebt.

Worum geht es wirklich?
Familie, Heimat und Mut.

Lesenswert?
Ja! Gleich der Beginn dieses Romans zeigt eine beeindruckende und zielstrebige Protagonistin, die sich manchen Gegebenheiten anpasst, bei vielem aber ihren klugen Kopf durchsetzen wird. Maria hat mich sehr beeindruckt, ihre Art mit dem anatomischen Leben und ihrem eher unfähigen Mann umzugehen. Zu Beginn hatte ich erwartet, dass der*die Leser*in Maria nur ein paar Jahre begleitet, das Buch führt jedoch bis zum zweiten Weltkrieg und im Laufe der Geschichte wird Maria eher zur Randfigur, wohingegen einer der Söhne zum Protagonisten wird. Zu Beginn als Kinder noch sehr unscheinbar und unwichtig - es dreht sich mehr um kleinere häuslichere Querelen und Rituale - wird auch er immer beeindruckender, wenn auch nicht zwingend sympathisch. Hin und her gerissen zwischen Liebe und Vernunft, Verpflichtungen und dem Wunsch nach einem eigenen und eigenständigen Leben, trifft er schlussendlich Entscheidungen, die die Familie noch weiter entzweien als es die Kriege und Unruhen ohnehin schon begonnen haben.
Die verschiedenen Schauplätze sind beeindruckend und teilweise schön, sie transportieren eine stimmungsvolle Atmosphäre und eine leise Sehnsucht nach fremden Ländern.
Paars Schreibstil ist angenehm zu lesen, an manchen Stellen gibt es ungewöhnlich gebaute Sätze, aber stets kann man der Handlung flüssig folgen.
Einzig die fehlenden Kapitelmarkierungen waren beim Lesefluss schwierig, da man verschiedene Erzähler erlebt und somit nicht immer direkt merkt, dass ein Wechsel stattgefunden hat.
Mit Marias Entwicklung hin zur Randfigur war ich nicht ganz zufrieden, das hätte ich mir anders erhofft. Später jedoch tritt eine weitere starke Frauenfigur auf, die diesen Platz einnehmen kann. Dennoch war ich ein wenig enttäuscht, dass ich meine Sympathie für Maria verloren habe.