Eine neue Welt...

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zansarah Avatar

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Welcher Kampf tobt in dir, wenn die Welt über dich hereinbricht? Eine Frau und ihr unbändiger Drang nach Selbstbestimmung und Freiheit.
Klappentext:
Die Kinder von Maria und Wilhelm wachsen nach den Prinzipien und der Kultur des osmanischen Reiches auf. Statt Deutsch ist türkisch ihre Muttersprache und sie genießen viele Freiheiten in ihrer Erziehung. In der Wildnis, fernab von einer Stadt, erleben sie eine friedliche Kindheit. Bis der Erste Weltkrieg ausbricht und die beiden jungen Männer in die Intrigen und politischen Machtkämpfe geraten, da sie im wehrpflichtigen Alter sind und Verantwortung übernehmen müssen. Maria hat mit den Veränderungen durch den Krieg stark zu kämpfen. Ihre so geliebte Selbstbestimmung in der Wildnis von Anatolien wird zunehmend beschränkt und ihre Freiheitsliebe stellt sie vor einige Herausforderungen.
Sprache und Schreibstil:
Die Sprache ist sehr poetisch und es entsteht eine bildreiche Illusion beim Lesen. Der Schreibstil ist flüssig und wirkt nicht zu gewollt ausgedrückt oder empirisch wie ein Sachbuch.
Protagonisten:
Maria ist eine selbstbewusste und eigenständige Frau. Ihre Kinder sind ihr sehr wichtig, während ihre Ehe eher praktischer Natur entspricht. Sie liebt die Wildheit Anatoliens und möchte ihre Freiheit dort nicht aufgeben. Ihre Affäre mit dem Privatlehrer der Kinder stellt zunächst kein Problem dar.
Wilhelm ist ein ruhiger und zurückgezogener Mensch. Er lebt für seine Arbeit. Er hat sich über die Geburt der Kinder gefreut, kann aber nicht viel mit ihnen anfangen. Er weiß von Marias Affäre, möchte sie jedoch bei sich behalten und ignoriert sie deswegen.
Kritik:
Wenn die gewohnte Umgebung sich radikal ändert, fühlen sich viele überfordert. Lohnt es sich zu kämpfen oder nehme ich die Umstände hin, weil es angenehmer ist?
Maria besitzt einen starken Drang nach Selbstbestimmung und Freiheit. Sie möchte in ihrer kleinen Welt bleiben und ihre Kinder in der Wildnis aufwachsen lassen. Als sie schwanger war, waren sie und Wilhelm nicht verheiratet. Wilhelm wollte nicht heiraten und ist dann ohne sich bei ihr zu melden nach Anatolien gezogen. Maria ist ihm nach und hat sich hochschwanger mit der Kutsche auf den Weg gemacht. Die Beziehung der beiden wird eher einseitig beschrieben. Es wirkt, als wäre Maria aus Bequemlichkeit mit Wilhelm zusammen und nicht aus Zuneigung. Die gesellschaftliche Situation zu dieser Zeit hätte es für Maria sehr schwer gemacht. Wilhelm akzeptiert ihre Affäre, da er nicht eines Morgens aufwachen möchte und Maria heimlich fortgegangen wäre.
Kurzfassung: Maria wirkt wie eine feministische Frauenfigur. Sie ist willensstark und handelt nach ihren Grundsätzen. Dies ist jedoch der Punkt der mir zu relevant vorkam. Sie ist eine tolle Mutter und kämpft für ihre Kinder, jedoch entspricht sie nicht dem Bild einer typischen Ehefrau. Ich bin voll dafür, das klischeehafte Frauenbilder relativiert werden, jedoch haben ihre Wünsche und Bedürfnisse zu sehr im Vordergrund gestanden. Es ist meine persönliche Meinung, dass sich eine selbstbewusste und moderne Frau (auch wenn die Geschichte nicht in den 2000er stattfindet) keine Affäre(n) braucht, um unabhängig und selbstbestimmt zu wirken. Wäre der zweite Mann ihre große Liebe, könnte ich es vielleicht mehr nachvollziehen, jedoch scheint auch dieser nur eine Gelegenheit für schöne Momente zu sein. Ich habe das Gefühl, dass so viele Frauen in biographischen sowie historischen Romanen solche Situationen erleben und es jedoch nichts von Dauer zu sein scheint. Es ist eine toll sprachlich ausgedrückte Geschichte, jedoch konnte ich mit keinem Charakter wirklich eine Verbindung aufbauen und ihre Handlungen wirklich nachvollziehen. Daher 3 Sterne, da ich dieses Werk nicht wirklich greifen konnte.