Porträt schwankender Zeiten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
route66 Avatar

Von


Ich habe die Lektüre des Buches mit sehr gemischten Gefühlen beendet. Einerseits ein interessantes Zeitporträt des ausgehenden 19. Jh. und des beginnenden 20. Jh. über zwei Generationen hinweg. „Die zitternde Welt“ trifft es sehr gut; alles ist unsicher in dieser Umbruchszeit und Staatsgrenzen, Namen und Traditionen zerbrechlich. Durchaus interessant und unterhaltsam geschrieben, mit einigen sehr starken Charakteren in der ersten Hälfte des Romans. Das Setting in Anatolien am Anfang der Geschichte hat mir gut gefallen, man kann sich sofort gut in die Probleme der österreichischen Auswandererfamilie hineinversetzen und hat ein wenig Karl-May-Feeling. Andererseits auf die Dauer ermüdend durch die ständige Wiederholung gewisser Begriffe (Bagdadbahn konnte ich irgendwann nicht mehr hören, da geht es mir so wie Marie im Buch). In der zweiten Hälfte, gefiel mir die Charakterentwicklung nicht mehr; offensichtlich war diese Entwicklung von der Autorin gewollt, aber für mich einfach uninteressant und langweilig zu lesen. Das Ende dann auch wieder irgendwie unbefriedigend.
Insgesamt ein Buch, das man schon lesen kann, ganz besonders, wenn man historischen Romanen dieser Zeitepoche Interesse hat. Mir persönlich hätte aber nichts gefehlt, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte. Viel erinnernswertes steckt für mich nicht drin.