Vertreibung aus dem Paradies

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katharina.51 Avatar

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Wilhelm Paar, ein junger, abenteuerlustiger Ingenieur aus Österreich, läßt seine kleine Liebelei Maria sitzen und verschwindet nach Südostanatolien, um bei dem Bau der Bagdadbahn mitzuwirken.
Um der Schande und der Armut zu entgehen reist ihm die mutige Maria, hochschwanger im Jahre 1896 hinterher, ohne überhaupt seine Adresse zu kennen. Wilhelm, ein Ehrenmann, steht zu Frau und Kind und sie beginnen ihr Familienleben in der Türkei ohne verheiratet zu sein, sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit.
Die große Liebe, wie man sie heute versteht ist es nicht, ihre Charaktere sind sehr verschieden voneinander, aber man respektiert sich, im besten Sinne.
Sie führen mit ihren drei Kindern ein gutes Leben, bis sich politische Veränderungen am Horizont abzeichnen.
Der Erste Weltkrieg kündigt sich an und das Leben der Familie ändert sich radikal.
Das was so leichtfüßig und unterhaltsam mit orientalischem Flair daher kam, gewinnt an Tiefe und Dramatik, die Charaktere verändern sich
Nichts ist wie es einmal gewesen war, Entscheidungen, die in gutem Glauben getroffen wurden, haben sich als fatal erwiesen. Jeder muss sich mit dem arrangieren, was geblieben ist, das Gewesene vergessen, doch das ist nicht einfach.
Das Leben im vergangenen Osmanischen Reich, aus dem sie vertrieben wurden zurück nach Österreich, bleibt ihr Traum, dem jedes Mitglied der Familie nachhängt bis zum Ende. Es war die beste Zeit ihres Lebens.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich hatte eine Erzählung erwartet, typisch für die Jahrhundertwende, Änderungen in Mode und Kunst, Frauenrechte und manches mehr zum Thema machend.
Doch es ist eine erschütternde Geschichte über das Schicksal einer Familie,
die wie so viele andere von dem politischen Geschehen ihrer Zeit mitgerissen und zerstört wurde.

Warum die Autorin ihren Protagonisten ihren eigenen Familiennamen gegeben hat, bleibt ihr Geheimnis.