Sylt von Innen heraus erzählt

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Das Buchcover erzählt von den Achtzigern. Ein buntes Familienbild auf der Kurpromenade, dem man ansieht, dass es kein Profi gestellt hat. Was ist Clichée und was Wirklichkeit. Wie fühlt es sich an, mittendrin aufgewachsen zu sein?


Sylt im erneuten Corona-Lockdown. An diesem Punkt startet Susanne Matthiessens zweites Buch über das Wohl und Weh der nordfriesischen Insel und ihrer Bewohner. Wie auch im letzten Buch erzählt sie Geschichten und Geschichte am Beispiel ihrer Familie und ihrer Freunde. Fast alle leben vom Tourismus, stehen im Spagat zwischen Dorfgemeinschaft und der Glamour- und Partywelt, die die Insel überflutet. Davon erzählt sie. Und von den Stürmen, innen und aussen. Von Freundschaften und Pflichten. Man sitzt als Leser gedanklich mit ihr auf dem Mauersprung beim Miramar und philosophiert über das Leben auf und mit der Insel. Nichts ist sicher, dennoch bleibt Sylt das „Kaff der guten Hoffnung“. Es muss ja irgendwie weitergehen. Das hat Susanne schon mit der Muttermilch gelernt. Ihre Familie hat aber auch eine alte Tradition der Fehlentscheidungen. Einfach mal „Nein, Danke!“ sagen, wenn ein „Ja!“ zurückblickend die wesentlich schlauere Entscheidung gewesen wäre. Dieses Talent hat Susanne auch geerbt und schlägt einen Hauskauf aus, der sich mehr als gelohnt hätte. Das weiss sie heute auch, aber nicht mit 18, als ihr das Angebot unterbreitet wird. Sie blickt vor allem auf Sylt in den Achtzigern zurück. „Die Ärzte“ geben ihr letztes Konzert im Kursaal Westerland und spielen ihr gleichnamiges Lied. Da sind alle dabei! Punks sitzen an der „Wilhelmine“ und stören das perfekte Gesicht der Insel. Chaos-Tage. Ein aufregendes Jahrzehnt. Alles verpackt in nordfriesischer, lakonischer Erzählweise. Für mich eine unbedingte Lese-Empfehlung!