Liebeserklärung und Wehklage zugleich

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Susanne Matthiessen hat ihren zweiten Roman vorgelegt. War „Ozelot und Friesennerz“ noch in Dur komponiert, so herrscht im Nachfolgeband eindeutig Moll vor. „Diese eine Liebe…“ scheint mir eine Wehklage, vordergründig wegen Covid19 und dem Ausbleiben der Touristen. Im Rückblick, weil Sylt nicht mehr das ist, was es einmal war, das Pelzgeschäft darnieder liegt. Aber auch wegen der Sorte von Urlaubern, welche die Insulaner lieber nicht hätten, etwa Punks und militante Tierschützer. Daneben selbstverständlich eine fulminante Liebeserklärung, die bereits aus dem Buchtitel hervorgeht.
Matthiessen hat ihr Werk in 10 Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem passenden Zitat (von Theodor Storm, Hans Albers, Rilke, Karl May etc.) beginnen. Ich habe mir neben der Insel- und Familiengeschichte etwas mehr erwartet, mehr eigene Jugenderlebnisse oder Verliebtheiten, Heimlichkeiten, Streiche, was junge Leute halt so machen. Der Untertitel lautet ja „Roman einer Sylter Jugend“.
Doch ist es fast immer die Insel, welche im Mittelpunkt steht, was ja für Sylt spricht. Oft zieht sich der Text dahin, die Absätze sind lang, es gibt wenig wörtliche Rede. Die Lektüre war für mich ermüdend, was meist ins Querlesen mündete. Insgesamt wirkt der Roman eher wie ein Sachbuch über die Nordsee.
Sehr ansprechend ist die Covergestaltung, auf dem Foto ist wohl auch die Autorin zu sehen. Vielleicht habe ich deshalb mehr Jugenderlebnisse erwartet. Der Klappentext verspricht Humor, der aber mit der Lupe gesucht werden muss. Matthiessens Sprachstil gefällt mir, aber das Lesen war wie bereits erwähnt über weite Strecken recht mühsam.
Ich finde nicht, dass es eine leichte Sommerlektüre ist. Wenn ich das Buch empfehlen sollte, dann den Fans der deutschen Nordseeinseln.