Die Ware Frau

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ismaela Avatar

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Dieses Buch ist so vieles auf einmal, dass es mir ein bisschen schwerfällt, es in ein bestimmtes Genre einzuordnen - aber vielleicht macht genau dies den Reiz dieser Geschichte aus.
Es geht zwar um einen Serienmörder, der mehrere Frauen, die als Prostituierte arbeiten, tötet, aber es ist kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Es geht um eine Frau, die einen solchen Anschlag überlebt hat und nun um Aufklärung und mit den Folgen des Angriffes kämpft, aber es ist kein Melodram. Es werden sechs Frauencharaktere vorgestellt, die alle im Um- und Dunstkreis der "Sraße" beheimatet sind, aber es sind keine Biografien.

In "Diese Frauen" geht es um genau das: "diese Frauen". Diese Frauen, die mehr oder weniger namenlos einer Arbeit nachgehen, die in großen Teilen der Gesellschaft verachtet und von vielen Menschen als unrein und schändlich angesehen wird. Doch wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot. Männer setzen ganz selbstverständlich voraus, dass ihre (sexuellen) Bedürfnisse zu jeder Zeit befriedigt werden, egal wie und egal mit wem. Wechselt Geld den Besitzer, wird die Frau zur Ware, und genauso wird sie auch behandelt. Es findet eine Begutachtung statt wie auf dem Viehmarkt, es wird sich genommen wofür Mann bezahlt hat, und anschließend wird die Ware entsorgt, und damit ist nicht das Töten gemeint. Dieses kommt noch hinzu, wird aber als Kollateralschaden abgetan, als "Berufsrisiko", weil "diese Frauen" dies durch fehlerhaftes Verhalten provoziert haben, weil sie es nicht anders verdient haben mit ihrem liederlichen Lebenswandel. Unbehagen bezüglich dieser Gewalttaten kommt höchstens auf, weil es die Kunden verunsichert und schlecht fürs Geschäft ist.

Ivy Pochoda ist mit ihrem Buch ein Pageturner gelungen, den man mit einer Mischung aus tiefem Mitgefühl für "diese Frauen" liest, die auf Grund verschiedenster Gründe keinen anderen Ausweg sehen, keine andere Existenzgrundlage für sich und die Familien sehen, als sich zu verkaufen. Und einer wachsenden Wut, weil dies gnadenlos ausgenutzt wird. "Diese Frauen" ist eine schonungslose Milieustudie, voller Verzweiflung, voller Abgründe, aber auch voller starker Frauen, die sich jeden Tag aufs Neue in einem Panzer verkriechen, um ihr Leben durchzustehen. An die aber auch niemand auch nur einen weiteren Gedanken verschwendet, wenn man sie benutzt hat und wenn es sie nicht mehr gibt. Benutzt und weggeworfen wie Müll.

Und leider wird sich an diesen Zuständen in der Zukunft nichts ändern.