Diese Frauen gingen mir unter die Haut

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buchling zamonia Avatar

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Die Leseprobe fing mitten im Buch, mit der Ermittlerin Essie Perry an. Als ich dann daheim mit dem Lesen des Buches startete, wurde ich sehr überrascht, beginnt der Roman doch komplett anders.
Ich hatte leider anfangs ziemliche Schwierigkeiten in das Buch zu finden, denn ich erwartete einen klassischen Krimi, mit einer schwierigen, einzelgängerischen Ermittlerin und einem schwierigen Kriminalfall. Es kam - zum Glück - ganz anders.

Im Zeitraum zwischen 1999 und 2014 treibt ein Mörder in L.A. sein Unwesen. Seine Opfer: junge Frauen, die er im Auto mitnimmt. Die Polizei unternimmt nichts und ignoriert die Angehörigen, die nach Antworten suchen und hartnäckig immer wieder im Polizeirevier auftauchen. Denn bei den Opfern handelt es sich um "diese Frauen", Prostituierte und andere Grenzgängerinnen aus dem "Milieu". Erst als die Mutter eines Opfers zu Detective Perry geschickt wird, interessiert sich jemand für das Schicksal "dieser Frauen".

Die Geschichte wird aus der Sicht von mehreren Frauen geschildert, die alle als eigene Protagonistin auftreten. Es handelt sich hierbei um die Mütter, Töchter und Freundinnen der Opfer, sowie eine Frau, die den Mordversuch überlebt hat.

Die Frauen führen naturgemäß unterschiedliche Leben, was sich auf Ihr Denken, Handeln und Fühlen auswirkt. Das erzeugt eine Undurchsichtigkeit, es dauert lange, bis man die Zusammenhänge erkennt und versteht was da überhaupt warum passiert, und wer am Ende der (überraschende) Täter ist.
Bei dem Buch handelt es sich also nicht um einen Krimi, sondern es bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Gesellschaftsdrama, Biographie und Thriller.

So schwer es mir anfangs fiel, in die Geschichte zu finden, so schwer fiel es mir plötzlich ab einem gewissen Punkt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Autorin Ivy Pochoda verwebt sehr gekonnt eine bedrohliche Grundstimmung, in der die Opfer permanent leben, mit einem erschütternden Kriminalfall. Sie gibt den Frauen eine Stimme, rückt sie in den Fokus, lest den Leser an deren Leben teilhaben. Die Sprache ist wütend, kraftvoll, provokativ, aber dennoch einfühlsam.

Absolute Leseempfehlung!