Echt, rau, anders

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justm. Avatar

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Diese Frauen.
Das sind Feelia, Dorian, Julianna, Essie, Marella und Anneke.

Aus ihrer aller Sicht wird jeweils ein Abschnitt bzw. ein einleitendes Kapitel im Buch erzählt, die aber doch alle miteinander verbunden sind.
Das liegt zum Einen am Schauplatz LA - ein schmutziges und düsteres LA; eines das man so nicht in den bunten Hollywood-Filmen zu sehen bekommt und das in diesem Buch dennoch, oder gerade deswegen, beinahe eine weitere "Hauptrolle" einnimmt - zum Anderen an der Tatsache, daß sie alle mit der eigentlichen Geschichte, rund um einen Serienmörder, zu tun haben.
Sie jagen ihn, sind ihm entkommen (oder auch nicht), haben jemanden an ihn verloren oder kennen ihn sogar.

Es ist schon besonders, daß durch die Bank nur Frauen zu Wort kommen. Insgesamt spielen Männer in diesem Buch, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Nebenrolle; sind Handlanger, arbeiten im Hintergrund. Kommen vor allem aber kaum zu Wort.
Das ist erfrischend anders und fällt gar nicht mal groß ins Gewicht, soll doch hier eben die Geschichte der Frauen erzählt werden. Warum also von ihnen ablenken?

Autorin Ivy Pochoda schafft es so d(ies)en Frauen auf knapp 350 Seiten eine Stimme zu geben. Eine Stimme, die oftmals eben nicht gehört wird. Und wie problematisch das manchmal werden kann, wird ganz exemplarisch auch in diesem Buch erzählt.

Denn es gilt ja noch diesen Kriminal-Fall zu lösen.
Trotzdem wirkt "Diese Frauen" an keiner Stelle wie ein 08/15-Krimi. Dazu ist die Auflösung der Verbrechen vielleicht auch zu wenig überraschend.
Es ist eher Abrechnung - und gleichzeitig doch auch irgendwie Liebeserklärung - an die Stadt der Engel. Es ist eine Ode an die Kraft der Frauen. Und ein klarer Fingerzeig auf die Unterdrückung durch Männer. Es ist Sozialkritik, auch was die Polizei und Rassismus angeht.

Und trotz alledem, trotz der schonungslosen und teilweise schmutzigen Darstellungen, strahlt dieses Buch dennoch etwas Positives aus und kann, nicht nur deshalb, ganz klar weiterempfohlen werden.