Stadt der Engel

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linaw Avatar

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„Diese Frauen“ ist ein unkonventionelles Buch über die Kehrseite von LA und zeigt sehr eindrücklich die allgegenwärtige Gefahr, die Perspektivlosigkeit, die Demütigungen und Ungerechtigkeiten, denen sich Prostituierte tagtäglich gegenübersehen.

Der Aufbau des Buches ist ungewöhnlich, jeder Abschnitt wird aus der Perspektive verschiedener weiblicher Hauptfiguren geschildert, wobei sich deren Leben teils überschneiden und teils auch nicht. Anfangs war ich etwas ratlos wohin die Geschichte führen mag, fehlte doch ein wenig der rote Faden und der Spannungsaufbau. Dies lag vermutlich aber auch daran, dass ich eine gewisse thrillertypische Struktur erwartet hatte, mehr Fokus auf den Ermittlungen etc.. Diese findet man hier definitiv nicht, weshalb ich dieses Buch auch nicht als Thriller bezeichnen würde, sondern eher als gesellschaftskritischen Roman über eine Mordserie. Hat man sich aber einmal daran adaptiert, lässt sich das Buch gut und flüssig lesen und die Geschichten verbinden sich allmählich zu einem stimmigen Gesamtbild!

Besonders herausragend waren für mich die Charakterzeichnungen, denn jede der Frauen ist vollkommen einzigartig! Besonders die Kapitel rund um Julianna haben es mir angetan, denn sie schildern sehr eindrücklich, wie es sich als Frau „am Rande der Gesellschaft“ lebt.
Die Geschehnisse werden so authentisch dargestellt, dass Sie in ihrer Alltäglichkeit erschreckend und bedrückend genug sind, so dass es gar nicht nötig wird lautstark mit der Moralkeule zu schwingen.

Es handelt sich hier vielleicht nicht um einen spannungsgeladenen Thriller, dafür aber um einen Roman der nachdenklich und aufmerksam macht und „Diesen Frauen“ endlich eine Stimme verleiht!