Starker Krimi in Frauenhand

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murphy12 Avatar

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Der Kriminalroman „Diese Frauen“ hat mich vollständig überzeugt. Bereits der Schutzumschlag ist schön und passend gestaltet. Der Einband fasst sich angenehm an und ist in einem hübschen dunkelgrün gehalten. Auch das eingebundene Lesebändchen empfinde ich als „plus“.
Erzählt wird der Krimi in 5 Abschnitten, die jeweils einer anderen Frau gewidmet sind, aus deren Sicht die Geschehnisse weitererzählt werden. Zudem gibt es eine Rahmenerzählung einer weiteren Frau, die immer weitergeführt wird. Feelia oder Orphelia gibt die Rahmenhandlung vor. Die Abschnitte sind Dorian, Julianna, Essie, Marella und Anneke gewidmet. Die Bereiche der Frauen stehen nicht nebeneinander, sondern sind kunstvoll miteinander verwoben. Die Frauen treten auch in den anderen Abschnitten auf. Jede hat Probleme zu bewältigen, die neben der Kriminalgeschichte erzählt werden.
Die Geschichte spielt in L.A. Dort werden farbige Frauen ermordet, die überwiegend aus dem Milieu mit den Randbereichen stammen. Die Mordserie bricht vor 15 Jahren plötzlich ab und wird unverhofft in 2014 wiederbelebt. Die Polizei konnte damals den Mörder nicht fassen und scheint auch nicht viel Energie darauf verwendet zu haben. Eine der in der ersten Welle ermordeten Frauen war die Tochter von Dorian. Sie war keine Prostituierte, sondern Studentin und jobbte als Babysitter. Sie kam von ihrem Job nicht mehr zurück. Dieser Umstand überschattet Dorians ganzes Leben. Sie will, dass der Mörder von der Polizei gefasst und bestraft wird. Sie führt einen Imbiss und hilft den örtlichen Prostituierten, soweit es ihr möglich ist. Sie findet in letzter Zeit immer wieder tote Vögel bei ihrem Imbiss und schließlich auch bei sich zu Hause. Sie wertet dieses als Warnung und geht zur Polizei.
Julianna ist das Mädchen, auf das die Tochter von Dorian aufgepasst hatte, bevor sich ihr Weg mit dem des Mörders kreuzte. Inzwischen ist sie eine junge Frau und lebt in einer WG. Drogen und Partys, sowie ein Job in einem Hinterzimmer einer Bar als Tänzerin bestimmen ihr Leben. Doch sie will dieses hinter sich lassen und kehrt zu ihren Eltern zurück. Dorian versucht ebenfalls ihr zu helfen. Diese Hilfe will die junge Frau jedoch nicht.
Essie ist eine Detektiv bei der Sitte. Sie nimmt die Anzeigen von Dorian und Feelia auf und erkennt, dass ein Serienmörder in LA sein Unwesen treibt. Die Kollegen des Morddezernats möchten ihrer Theorie nicht folgen, sie ermittelt dennoch. Zudem hat sie ein privates Trauma erlitten, welches auch berufliche Auswirkungen auf ihre Glaubwürdigkeit hatte. Dieses Trauma wird nach und nach enthüllt.
Marella ist die Tochter der Nachbarn von Juliannas Eltern. Sie ist ein paar Jahre jünger als Julianna und sucht ihre Freundschaft. Zudem ist sie gleichermaßen angezogen und abgestoßen von Gewalt und drückt dieses in ihrer Kunst aus.
Anneke ist die Mutter von Marella. Sie wirkt sehr abweisend und kalt. Ihre Figur ist schwer zu fassen, wird jedoch im Laufe der Erzählung erklärt.
Die Wortwahl und die Satzmelodie werden den verschiedenen Personen angepasst, so dass bei mir tatsächlich der Eindruck entstand, dass die Geschichte von verschiedenen Personen erzählt wird. Diese Methode fand ich sehr interessant. Auch bin ich davon begeistert, dass dennoch der Krimi ein einem Guss erzählt wird und nicht ein und dieselbe Szene einfach aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder wiederholt wird. Diese Erzählweise ist mir neu- ich kann sie nur unterstützen!
Die Personen sind mir nicht alle sympathisch, aber sie entwickeln sich alle innerhalb ihres Erfahrungshorizontes und sind stimmig dargestellt.
Der Krimi war nicht unnötig blutig, aber spannend mit einigen unerwarteten Wendungen. Eine klare Leseempfehlung von mir.