Das Leben ist schön, man muss es nur zulassen

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black_snapper Avatar

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Kurz zusammengefasst geht es um einen kleinen Ausschnitt im Leben der Sterbebegleiterin Clover Brooks aus New York. Für die längere Fassung muss ich in die Details von Clovers Leben gehen und ihre Eigenschaften und Lebensweise erklären.
Die 36-jährige ist immer drauf bedacht anonym zu bleiben, legt größten Wert auf Abgrenzung und Alleinsein. Das schlimmste für sie ist es, wenn jemand sie anspricht. Sie beobachtet die Welt lieber als am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Sie hatte noch nie eine partnerschaftliche Beziehung. Ich wage zu behaupten, ihre Diagnose lautet soziale Phobie.
Und so dreht sich die erste Hälfte der Geschichte fast ausschließlich um Clovers Gedankenwelt. Es ist zwar nachvollziehbar und authentisch geschrieben und birgt so viele kluge Weisheiten und schöne Metaphern, aber es ist leider sehr ausschweifend und zäh. Ich habe sehr bald bemerkt, daß Clover nicht meine beste Buchfreundin wird, obwohl sie viele gute Eigenschaften hat. Aber ihre Sozialphobie und ihre kreisenden, teils weltfremden Gedanken und skurrilen Handlungen haben mich abgeschreckt, teilweise auch traurig gemacht. Ich wollte ihr dauernd zurufen: Öffne Dich für das Leben! Dann habe ich das Buch erstmal weggelegt und zwei andere zwischenrein gelesen.
Und dann kommt nach etwa der Hälfte eine Wende, und plötzlich hat mich das Buch eingesaugt, was dazu geführt hat, daß ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.
Die Wende ist vielschichtig und mehrzeitig. Eigentlich sind es mehrere kleine und größere Wenden, basierend auf Gesten, Begegnungen, Erkenntnissen, Verlusten und Ereignissen. Alles ist stimmig. Kreise schließen sich. Das Ende ist rund.
Wenn man das Buch liest, dann muss man damit rechnen, dem Tod auf verschiedene Arten zu begegnen. Durch Clovers Faszination vom Tod und ihren Beruf ist das Thema im vielen Facetten allgegenwärtig. Ich kann verraten, daß es mehrere sehr traurige Episoden in der Geschichte gibt, die mich zu Tränen gerührt haben. Aber Clover wächst daran, was mir sehr gut gefallen hat. Und so macht sie eine faszinierende Entwicklung durch. Und mich lehrt sie, keine Angst vor dem Tod zu haben, mein Leben zu nutzen, denn „das Geheimnis eines guten Todes ist es, ein gutes Leben zu führen.“
Und obwohl ich es anfangs nicht erwartet hätte, ist Clover doch eine Buchfreundin für mich geworden.
Nach einer zähen ersten Hälfte entpuppt sich dieses Buch als eines der besten, die ich bisher gelesen habe.