Ein Buch über den Tod - unfassbar traurig und Mutmacher zugleich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buchkathi Avatar

Von

„Lass die besten Dinge des Lebens nicht an dir vorbeiziehen, weil du dich zu sehr vor dem Unbekannten fürchtest.“, Claudia auf Seite 313.
Clover ist Sterbebegleiterin und wir begleiten sie nicht nur bei ihrer Arbeit, sondern auch in ihrem Privatleben. Doch obwohl Clover mit der Endlichkeit des Lebens jeden Tag konfrontiert ist, nutzt sie ihr Leben wenig aus: Seit dem Tod ihres Großvaters lebt sie mehr oder weniger alleine und hat Angst davor zurückgewiesen zu werden, wenn sie jemanden an sich heranlässt. Sie hat nur einen einzigen Freund, ihren betagten Nachbarn Leo, der ihr als väterlicher Freund zur Seite steht. Doch alles beginnt sich zu ändern, als Clover bei einem Death Café Sebastian kennenlernt und sich aus ihrem Schneckenhaus herauswagt. Auch die neue Nachbarin Sylvie verändert Clover und ihre Skepsis gegenüber Freundschaften. Doch den größten Ausschlag gibt Claudia, die Clover beim Sterben begleitet und die ihr von einer lange zurückliegenden, unerfüllten Liebe erzählt. Und so verändert sich Clover und mit ihr ihr Blick auf das Leben.
Dieses Buch lässt sich nicht einfach in ein Genre schieben: Es ist ein Unterhaltungsroman, eine Einladung zur Selbstfindung, eine wunderschöne Liebesgeschichte und vor allem ein kluger Ratgeber, der den Blick auf das eigene Leben schärft. Denn insbesondere die Erzählungen und letzten Worte der Sterbenden, die Clover in ihren Büchern Ratschläge, Bedauern und Geständnisse sammelt, haben mich unglaublich berührt und sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Noch emotionaler wurde es für mich, als Clover in ihrer Einsamkeit versucht, das gutzumachen, was die Sterbenden nicht mehr konnten. Das hatte etwas Verzweifeltes, aber gleichzeitiges auch etwas Lustiges und hat mich Clover noch nähergebracht. Denn sie ist so empathisch und liebenswürdig, sie verschreibt sich so sehr dem Leben und Sterben der anderen, dass sie ihr eigenes Leben gar nicht lebt.
Ich mochte den Schreibstil so gerne. Er ist ganz unaufgeregt und schafft es die Emotionen sehr nachfühlbar zu transportieren. Seit ich angefangen habe, dieses Buch zu lesen, konnte ich es nicht mehr zur Seite legen oder aufhören, darüber nachzudenken. Denn es verändert die Sicht auf die kleinen Dinge im Leben und man wertschätzt diese mehr. Darüber hinaus haben mir die vielen schönen Zitate in diesem Buch sehr gut gefallen, da sie zeigen, mit wie viel Bedacht, die Autorin dieses Thema sprachlich umgesetzt hat.
Es war in allen Aspekten ein perfektes Leseerlebnis für mich: Die Charaktere und die Handlung haben mich tief berührt, der Schreibstil hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen und mich ganz tief in die Geschichte katapultiert. Und die Botschaft, das Leben zu genießen, wird mir noch lange im Kopf bleiben. Für mich war es eines dieser Bücher, die man als Bücherwurm immer sucht und so selten findet: Eine Geschichte, die einen tief berührt und einen einfach nicht mehr loslassen will.