Nicht, was ich erwartet habe

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readaholic Avatar

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Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon seit zehn Jahren tot, doch Clover bringt es nicht über sich, die in Formaldehyd eingelegten Tierfoeten und die dicken alten Biologieschmöker ihres Grandpa zu entsorgen. Bis heute kann sie es sich nicht verzeihen, dass sie im Ausland und nicht an seiner Seite war, als er starb. Aus diesem Grund beschließt sie, als Sterbebegleiterin zu arbeiten, damit wenigstens andere Menschen nicht ganz allein sterben müssen. In ihrer Freizeit besucht sie sogenannte Todescafés, in denen Menschen sich über das Tabuthema Tod austauschen können. Bei einem dieser Treffen lernt sie Sebastian kennen, dessen Großmutter nicht mehr lange zu leben hat. Clover hatte noch nie eine Beziehung und ist ziemlich irritiert, als Sebastian Interesse an ihr zeigt. Er bittet sie, seine Großmutter zu betreuen, die sich als sehr interessante und weitgereiste Frau herausstellt.
Bis etwa zur Hälfte habe ich dieses Buch gern gelesen, doch dann fand ich Clover zunehmend nervig. Sie ist als junge Frau viel gereist, hat im Ausland gelebt und studiert und doch lebt sie jetzt völlig abgeschieden ohne Freunde, umgeben von den alten Präparaten ihres Grandpa. Sie schaut Liebesfilme in Endlosschleife und scheint erstaunt, dass bei ihrem ersten Kuss keine leise Geigenmusik im Hintergrund erklingt. In Tagebüchern schreibt sie auf, was die von ihr betreuten Verstorbenen am meisten bedauerten, nicht getan zu haben und beschließt, den Toten zu Ehren diese nie in die Tat umgesetzten Vorhaben zu erfüllen. Bei Wünschen wie Schlittschuhfahren im Central Park lasse ich mir das noch gefallen, dass sie sich jedoch aus diesem Grund die Haare blau färben will, empfinde ich dann doch als ziemlich absurd. Ich finde die Person Clover konstruiert und unglaubwürdig. Sie inszeniert unnötige Dramen und erscheint mir völlig weltfremd. Für mich war dieses Buch weder sonderlich berührend, noch klug und hoffnungsvoll, wie auf dem Cover propagiert. Die Klugheit besteht aus Kalendersprüchen wie „Für einen guten Tod musst du ein gutes Leben gelebt haben.“ Aufgrund der vielen positiven Bewertungen hatte ich mich sehr auf diese Lektüre gefreut, doch leider bin ich ziemlich enttäuscht.