Vorhersehbar und enttäuschend

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monika85 Avatar

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Der Knaur Verlag hat "Dieses schöne Leben", den Debütroman der australischen Autorin Mikki Brammer, veröffentlicht. Das in schönen Farben und Prägedruck gestaltete Cover ist ein Hingucker, und der Klappentext machte mich sehr neugierig. Aufgrund der Thematik hatte ich auf tiefgründige Lektüre gehofft - doch ich wurde enttäuscht.
 
Die Ich-Erzählerin Clover hat bereits mit 5 Jahren ihre erste Begegnung mit dem Tod. Ihr Lehrer in der Vorschule fällt vor den Augen der Kinder tot um. Während die Kinder in Panik geraten, hält Clover die Hand des Lehrers. Ein Jahr später sterben ihre Eltern auf einer Chinareise bei einem Bootsunfall. Daraufhin holt ihr Großvater Patrick, ein Biologieprofessor, das Kind zu sich. 
Die Jahre vergehen, mittlerweile ist Clover 36 Jahre alt. Sie lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Hund George und den beiden Katzen in der kleinen New Yorker Wohnung des Großvaters. Eine Liebesbeziehung hatte sie noch nie, ihr einziger Freund ist der 87-jährige Leo, ein Nachbar und Freund ihres Großvaters. Ihren Lebensunterhalt verdient Clover als Sterbebegleiterin. Mittlerweile hat sie fast 100 Menschen sterben sehen. In einem Death-Café, in dem sich Menschen treffen, um über den Tod zu reden, lernt sie Sebastian kennen. Dieser bittet sie, seine schwerkranke Großmutter Claudia während ihrer letzten Tage zu begleiten ...
 
Der Roman ist in einfacher Sprache geschrieben und liest sich flüssig. Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt, im Hier und Jetzt begleiten wir Clover durch ihren Alltag, während sich auf der zweiten Ebene nach und nach ihre Vergangenheit aufblättert. Wir erleben die kleine Clover, die nach dem Tod der Eltern beim Großvater aufwächst und erfahren den Grund, der zu ihrer sehr speziellen Berufswahl führte. Wir sehen aber auch die einsame Frau, die heimlich ihre Nachbarn beobachtet und sich immer wieder die gleichen Liebesfilme ansieht. 
 
Der erste Teil des Buches hat mir gut gefallen. Das Thema Sterbebegleitung nimmt ziemlich viel Raum ein, die Geschichte ist fesselnd zu lesen. Es gibt dann einige Wendungen, die Handlung wird zunehmend unglaubwürdig, vorhersehbar und driftet mit den Liebesgeschichten ins Kitschige ab. Der endgültige Abschied mit weisen Abschiedsworten ist vollkommen unrealistisch dargestellt. Diese romantisierende Darstellung des Ablebens fand ich unerträglich. 
 
Auf seiner Rückseite wird das Buch als "berührend, klug und hoffnungsvoll" beworben. An einigen Stellen fand ich es zwar berührend, aber es war in meinen Augen weder klug noch hoffnungsvoll. Ich fand die Thematik des Buchs sehr interessant, habe mir viel Tiefgang erhofft und mich auf die Lektüre gefreut. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch, der Roman hat mich leider nicht überzeugen können.