Ambivalenz in Leben und Gedanken

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Diese Ambivalenz zeichnet beide Hauptprotagonisten in diesem Buch aus und durchzieht auch ihre Freundschaft.
Diese Freundschaft ist ungewöhnlich, denn sie besteht zwischen einem Kunststudenten und seinem Dozenten und zwar auf Betreiben des Studenten hin. Egidius de Blaeser, genannt Dius, steht eines Tages vor der Tür seines Dozenten Anton und wirbt um seine Freundschaft. Er lockt ihn, indem er ihm einen großartigen Arbeitsplatz anbietet, um seine Dissertation zu schreiben. Er bietet ihm ein atmosphärisches Plätzchen nahe einem Gutshaus, im sogenannten Dorfhaus, abgeschieden, ruhig und umgeben von viel Natur.
Der Leser erlebt die Geschichte aus Antons Perspektive, der sich über seine Bereitschaft, auf Dius Vorschlag einzugehen, selber wundert. Aber wider Erwarten ist er sehr angetan von dem neuen Arbeitsplatz und auch von den nun folgenden häufigen Kontakten zu Dius. Die beiden Männer verbringen viel Zeit miteinander und führen tiefgehende Gespräche, wobei das Hauptthema die Kunst ist. Wen wundert das?
Verschiedene Themenbereiche der Kunst werden dann auch intensiv in diesem Buch behandelt. Dies ist mit Sicherheit sehr spannend für Leser, die sich dafür interessieren. Ich fand diese Seiten recht langatmig und habe sie meist nur überflogen, weil ich teilweise überhaupt keinen Zugang dazu habe. Es zeigte jedoch die enge Verbundenheit zwischen Anton und Dius in ihren Gedanken und Wertschätzungen. Mein großer Respekt geht hier an den Autor, der diese Ausführungen sehr detailreich gestaltet.
Der Schreibstil insgesamt ist intensiv und anschaulich. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen, um ihren Sinn zu ergründen.
Diese Freundschaft zwischen den Männern hat viele Facetten, erstreckt sich von vollem Vertrauen bis hin zu bitterer Enttäuschung. Sie ist aber stärker als beider Verbindung zu ihren Lebenspartnerinnen. Man gewinnt den Eindruck, dass nur die Männerfreundschaft Bestand hat.
Überzeugend finde ich die Verbundenheit der Männer mit der Natur. Sie erleben tief betroffen aus nächster Nähe, wie und wofür ein Stück heile Natur zerstört wird. Ebenso sind die Beschreibungen der Natur im Polderdorf detailliert und atmosphärisch.
Alles in allem ein Buch mit Tiefgang, das den Leser animiert, über eigene Freundschaften nachzudenken.