Eine feine, leise Geschichte

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jori1020 Avatar

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Dius, der neue Roman von Stefan Hertmans, ist eine leise, feinsinnige Geschichte über die Freundschaft zweier Männer, die beide auf ihre Weise Außenseiter sind und im jeweils anderen eine verwandte Seele finden.

Die Geschichte beginnt, als der junge Kunststudent Dius eines Nachmittags vor der Tür seines Dozenten Anton steht und ihn mit einer ungewöhnlichen Bitte überrascht: Er möchte mit ihm befreundet sein. Zudem schlägt er vor, Anton in die ländliche Einöde von Ganzevliet zu begleiten, damit dieser dort ungestört an seiner Dissertation arbeiten kann. Überrumpelt, aber auch neugierig, willigt Anton ein. Von da an verbringen die beiden viel Zeit miteinander in der Abgeschiedenheit des flämischen Landes, das Hertmans mit großer atmosphärischer Dichte beschreibt. Man meint beim Lesen die Stille, das Licht, den weiten Himmel beinahe selbst zu spüren.

Über Jahrzehnte hinweg begleitet man die beiden Männer: in Diskussionen und Versöhnungen, bei Spaziergängen durch die Natur, in ihren Gesprächen über Kunst, Leben und Vergänglichkeit. Gerade Kunstinteressierte kommen hier auf ihre Kosten.

Hertmans hat ein feines Gespür für Sprache und Zwischentöne. Er versteht es, große Ereignisse fast beiläufig in Nebensätzen zu verstecken und scheinbar unbedeutende Momente ins Licht zu rücken. Darin liegt die besondere Stärke dieses Romans, der ansonsten doch etwas handlungsarm ist.