Es ist schwer eine Rezension über den Roman "Dius" von Stefan Hertmans zu schreiben, ohne zuviel vom Inhalt bereits zu spoilern, da es an äußerer Handlung sehr überschaubar ist. Egidius De Blaeser, genannt Dius Prati, worin im Nachnamen bereits das erste Geheimnis seiner Existenz schlummert, ist ein außergewöhnlicher Mann. Als Kuckskind in der bürgerlichen belgischen Provinz entwickelt er enorme künstlerische Talente. In seinem Dozenten Anton, der ein Jahrzehnt älter ist, findet er einen Freund, der ihn in seinen Interessen sehr ähnelt. Dius ist aber ein Freigeist, im Künstlerischen ein Genie, wohingegen Anton, wie seine große Liebe Lys es trefflich ausdrückt, in kunstgeschichtlichen Mystifizierungen sich verliert. Belesen und einsam arbeitet er ein enormes Maß an Arbeit für seine Vorlesungen ab und kann sich der Faszination, die Dius ausstrahlt, nicht entziehen. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus, wenn man die Naturbetrachtungen der Landschaft in den Poldern und die tiefsinnigen Gespräche über Kunst und Musik nicht nur überlesen mag, sondern auch sehr mag, da dies die eigentliche Stärke des Romans ausmacht.