Männerfreundschaft

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Der Roman wird erzählt von Anton, einem Kunstdozenten ohne besondere Fähigkeiten oder Begabungen, der seinem eigenen Anspruch in keiner Weise genügt. Zu Beginn der Achtzigerjahre bietet ihm Egidius de Blaeser, genannt Dius, ein etwa zwanzigjähriger Kunststudent, die Freundschaft an und dazu die Möglichkeit, in seinem alten Dorfhaus zu arbeiten, wo Dius sein Atelier hat. Es liegt in der Polderlandschaft, am Rande eines großen Parks bei einem Gutshaus. Der 10 Jahre ältere verheiratete Dozent ist irritiert, willigt aber ein, und so entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem sehr eigenwilligen und begabten jungen Künstler und Möbelschreiner, einem Naturtalent, und dem gebildeten Kunsthistoriker. Sie lieben beide alte Kunst und klassische Musik, suchen beide gern Ruhe in der Natur bei langen Spaziergängen durch die weite Polderlandschaft.
In großen Zeitsprüngen erzählt Anton vom wechselvollen Verlauf ihrer Freundschaft. Beide Männer erleben mit Frauen intensive Liebesbeziehungen und deren Zerbrechen. Es gibt etliche schwere Schicksalsschläge, die besonders Dius treffen. Alles wird ausführlich, teils auch ausufernd geschildert, beispielsweise Werke aus der Kunstgeschichte, kulturphilosophische Überlegungen, musikalische Werke, das Schaffen von Dius, die Unterrichtsthemen Antons, detaillierte Naturbeobachtungen und Landschaftsbeschreibungen, und immer wieder tiefgründige Schilderungen von Antons Gefühlen, Zweifeln und Unsicherheiten. Ich finde dieses gestelzte Lamentieren teilweise schwer erträglich, auch den Sprachstil, so etwa bei einer einfachen Landschaftsbeschreibung: „Über den Schlossteichen erhob sich der Morgennebel manchmal schlierig in Menschengestalt, während kleine Schafherden an den steilen Böschungen der schütteren Alleen gen Himmel grasten und mit stumpfen Bissen das letzte Gras aus der Krume rupften, hin und wieder ein klägliches, verlorenes Blöken von sich gebend, in dem ich, der ich fortwährend zum Pathetischen neige, vermeinte, unseren einsam im dunklen Universum schwebenden Erdklumpen mitsummen zu hören.“ Es mag ironisch gemeint sein, aber mir wäre weniger mehr.