Vergeblichkeit

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pawlodar Avatar

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Am Anfang erzeugt die Lektüre dieses Romans einen ausgeprägten Widerwillen: allzu genüsslich werden die prätentiösen Ansprüche der beiden Hauptfiguren ausgebreitet. Ein überaus selbstbewusst auftretender Student und ein gänzlich in sich selbst versponnener Kunstdozent stoßen aufeinander, und der Leser ersäuft in einem Schwall an Werken bildender Kunst und Musik. Wer kein ausgewiesener Kenner der Materie ist, fragt sich unwillkürlich, ob man es nur mit name dropping zu tun hat, oder ob diese Fülle an Kulturerörterungen konstituierend für diesen Roman ist.

Immerhin entfaltet sich auf dieser Verständigungsbasis eine tiefe Freundschaft, lebenswichtig für zwei Individuen, die in ihrer Umgebung kaum menschliche Bindungen oder echten Austausch erfahren. Auch ihre jeweiligen Liebesbeziehungen zerbrechen schnell an Missverständnissen oder innerer Fremdheit. Immerhin ist es die Titelfigur Dius, der in echter kreativer Arbeit wenigstens zeitweise genuine Befriedigung erfährt, während die Forschungsprojekte seines nur zehn Jahre älteren ehemaligen Lehrers bereits nach kurzer Zeit im Sande verlaufen.

Dieser Dius ist wenigstens partiell zu echter Leidenschaft in seinem künstlerischen Schaffen fähig, während sein Freund Anton in unfruchtbarem Kreiseln um sich selbst verharrt. Dius durchlebt echte Leiderfahrung, wohingegen bei Anton die Wendungen des Schicksals nurmehr ein egoistisches Lamentieren erzeugen.

Erhellend im vorletzten Absatz des Romans die Kritik der nach langen Jahren wieder auftauchenden früheren Geliebten Antons, er möge doch endlich einmal auf seine „kunstgeschichtlichen Mystifizierungen“ verzichten.

Kritikwürdig die Penetranz, mit der die Übersetzerin ihr Beharren auf albernem Gendern auslebt; die Studierenden und Dozierenden, als Gipfel noch das Dozierendenzimmer, könnten Heiterkeit erregen, wenn’s nicht, wie auch die vielen anderen sprachlichen Nachlässigkeiten, absolut verärgernd wäre!