Der Perspektivwechsel macht es.

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„Divisio“ überzeugt mit einer spannenden und ungewöhnlichen Grundidee, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. Die Geschichte beginnt mit einem packenden Einstieg: Die 19-jährige Raya, die an der seltenen Schlafkrankheit Dysnarkolose leidet und deshalb jede Nacht unter kontrollierten Bedingungen schläft, erhält ein Video, in dem sie angeblich einen Mord begeht – zu einer Zeit, in der sie eigentlich hätte schlafen müssen. Was folgt, ist ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem nicht nur Raya, sondern auch die Leser ständig zwischen Misstrauen und Mitgefühl schwanken.

Besonders gelungen ist der Perspektivwechsel zwischen den verschiedenen Charakteren. Dadurch kann man sich gut in die einzelnen Figuren hineinversetzen und erlebt die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Allerdings bringt diese Vielzahl an Perspektiven auch ihre Tücken: Teilweise wirkt die Anzahl der handelnden Personen überladen, was den Lesefluss erschweren kann – hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen.

Die Spannung baut sich über weite Strecken gut auf und hält einige überraschende Wendungen bereit. Manche Charaktere bleiben zunächst undurchsichtig, was der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht. Es ist schwer, früh zu erkennen, wer welche Absichten verfolgt – das sorgt für Nervenkitzel bis zum Schluss.

Auch wenn das Buch stellenweise etwas zu ausführlich erzählt ist und es im mittleren Teil Längen gibt, punktet es mit einer durchdachten Handlung, einer starken Hauptfigur und relevanten ethischen Fragen, die über die eigentliche Story hinausreichen. Das Ende bleibt offen – eine mögliche Fortsetzung scheint nicht ausgeschlossen.

Fazit:
Eine spannende Sci-Fi-Geschichte mit origineller Prämisse und starken Momenten, die jedoch manchmal unter ihrer Komplexität und Länge leidet. Empfehlenswert für Leser ab 14 Jahren, die gerne tief in komplexe Erzählwelten eintauchen.