Doggerland - ein fiktiver Schauplatz

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Schauplatz dieser Thrillertrilogie ist Doggerland, eine vor 8.000 Jahren versunkene Inselgruppe in der Nordsee, mit der fiktiven Hauptstadt Dunker. Durch diese Gegebenheiten hatte die Autorin sehr viel dichterische Freiheit, was die Atmosphäre, die Landschaft und die Mentalität der Bewohner angeht.

Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby erwacht nach einer ausgiebigen Austernfeier im Hotelzimmer neben ihrem Abteilungsleiter Jounas Smeed. Da es ihr sehr peinlich ist, flüchtet sie sofort und auf ihrem Weg nach Hause sieht sie dessen Ex-Ehefrau Susanne Smeed. Die Polizei erhält einen Notruf von Harald Steen, seine Nachbarin Susanne Smeed wurde erschlagen und es wurde ein Brand gelegt. Das Ermittlerteam mit Karen, Karl Björken und Sören Larsen kann den Tatzeitraum eingrenzen. Als Tatwerkzeug kommt nur der Schürhaken in Betracht und als weiterer Hinweis bleibt das laute Geräusch vom abfahrenden Auto Susannes. Entwendet wurde Schmuck, Handy, Geldbeutel, PC und zur großen Verwunderung wurde Geld und Silberbesteck nicht mitgenommen. Nachdem in letzter Zeit vermehrt Einbrüche in der Gegend festgestellt wurden, könnte die Tat von dem Dieb verübt worden sein. Chef Jounas Smeed gerät selbst in Verdacht, da seine Fingerabdrücke im Haus gefunden wurden und er kein Alibi für den Tatzeitraum nachweisen kann. Ihm kann nur Karen helfen.

Ein weiterer Strang beschreibt das Leben auf dem Lothorpshof im Jahr 1970. Damals lebte hier eine Kommune, die freie Liebe praktizierte und aus mehreren Erwachsenen und einigen Kinder bestand. Allerdings scheint das Zusammenleben nicht sehr lange funktioniert zu haben.

Natürlich finden sich irgendwann die beiden Stränge und der Fall kann schlüssig geklärt werden.

Verschiedene Figuren wurden sehr detailliert beschrieben. So erfährt der Leser, dass die Tote sehr unbeliebt war, eine echte Giftnudel und mit allen Streit hatte. Jounas scheint sie aus reiner Berechnung geheiratet zu haben, denn er kam aus einer sehr wohlhabenden Familie und die Schwangerschaft könnte durchaus ein von ihr provozierter Unfall gewesen sein. Sigrid, ihre Tochter, ist mittlerweile 18 Jahre, hat keinerlei Respekt gegenüber den Eltern und hatte zu ihrer Mutter schon seit einem Jahr keinen Kontakt mehr. Auch Jounas Smeed wird sehr genau charakterisiert und da man seine Fingerabdrücke im Haus von Susanne gefunden hat, darf er in dem Fall vorerst nicht aktiv mitwirken. Er stammt aus einer reichen Familie und zu deren großen Ärger hat er sich entschieden, Polizist zu werden. Smeed sen., ein äußerst unsympathischer Mensch, hat sein Geld mit Immobilienspekulationen gemacht und hatte dafür kein Verständnis. Karen, als Ermittlungsführerin, hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, das vor allem im Zusammenhang mit dem Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes begründet ist. Ihr Umfeld ist darüber nicht informiert. Um alles zu vergessen bzw. zu überspielen, trinkt sie zu viel und lenkt sich mit Arbeit und Sex ab. Bei ihren Kollegen ist sie in der neuen Chefposition nicht unumstritten. Sie verbeißt sich allerdings in den Fall und das hat sie mir sympathisch gemacht.

Die Autorin hat mit ihrem Debüt diesen ersten Band für meine Begriffe zäh und langatmig begonnen, zwischen den beiden Strängen schien es keine Verbindung zu geben. Ab der Hälfte zog – Gott sei Dank – das Tempo an, es wurde spannender und für den Leser waren Zusammenhänge zu erkennen. Wie der Fall letztendlich aufgelöst wurde, was Neid und Missgunst alles bewirken können, welche Dimensionen die Geschichte hatte, konnte man nicht erahnen.

Das fiktive Doggerland als Schauplatz fand ich einen gelungenen Schachzug. Die Figuren waren mir persönlich zu distanziert. Der Krimi war teilweise spannend zu lesen, so richtig ist der Funke aber nicht übergesprungen.