Ich möchte auch nach Doggerland!

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kleine hexe Avatar

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Was Maria Adolfsson uns hier bietet ist ein Krimi der Extraklasse. Eine Polizistin in einem eigentlich schon fast gesetzten Alter, hat einen One Night Stand. An sich nichts Ungewöhnliches. Steht jedem Menschen zu, wenn ungebunden. Leider ist ihr der Mann weder sympathisch, noch war der Sex gut, noch lässt sich das mit der Berufsethik vereinbaren. Ihr einmaliger Partner ist ihr Vorgesetzter, Abteilungsleiter Jounas Smeed. Karen Eiken Hornby tritt den Walk of Shame an bevor der Mann aufwacht und schafft es ungesehen und unerkannt bis zum Auto. Ist das nicht ein toller Anfang für ein Buch? Und dann geschieht ein Mord. Die getötete ist die Ex-Ehefrau des besagten Abteilungsleiters. Karen nimmt die Ermittlungen auf. Und merkt schnell, dass sie nicht richtig weiterkommt. Alle Spuren verlaufen sich, Karen beginnt in der Vergangenheit des Mordopfers zu forschen, immer weiter zurück, deckt immer mehr Details auf aus der frühesten Kindheit von Susanne Smeed. Dabei muss Karen auch ihre eigenen Dämonen bekämpfen, sich um Sigrid, die Tochter von Susanne und Jounas kümmern, die zu keinem der Elternteile ein gutes Verhältnis hatte. Dann geschehen weitere grässliche Verbrechen, die aber nicht im Zusammenhang mit dem ersten Mord stehen. Karen ermittelt in aller Stille weiter. Beim großen Showdown kommt alles ans Licht. In einem dramatischen Theaterschlag erfahren wir wer der wahre Mörder ist. Und dabei ist das sehr logisch, wenn man alle Informationen zusammenführt. Aber, wie in einem guten Krimi, greift man sich nachher an den Kopf und sagt: ja, sie hat Recht, es kann nur so und nicht anders gewesen sein. Alles deutete darauf hin. Der Theaterschlag, so unerwartet er auch sei mag, ist einfach die logische Fortsetzung dessen, was wir von Susannes Leben wissen. Wie gesagt, guter Krimi. Gutes Buch. Manchmal geschieht fast nichts, das Buch zieht sich hin, um dann plötzlich wie im Zeitraffer geballte Handlung zu präsentieren. So können wir zwischendurch Atem holen, nur um dann atemlos und die Seiten verschlingend der Handlung zu folgen. Gutes Buch, das nach einer Fortsetzung schreit. Ihr Verhältnis zum Chef und zu einigen Kollegen muss vertieft werden und der Verbrecher der die Greueltaten im letzten Teil des Buches verübt hat muss gefangen werden. Frau Adolfsson, enttäuschen Sie uns nicht! (Zur Beruhigung: Ein Blick ins Internet: Maria Adolfsson hat zwei Fortsetzungen geschrieben.)

Ein paar Worte zu Doggerland: es gibt es nicht wirklich. Genauso wenig wie Middle Earth. Und doch sind beide so real, dass ich gerne das Auenland und Doggerland besuchen möchte. Nach Doggerland setzen doch täglich viele Fähren rüber, von Dänemark, England, Schweden. Aber Doggerland ist auf keiner aktuellen Karte eingetragen. Es ist Teil unserer europäischen Vergangenheit. Umso schöner, dass Maria Adolfsson den Doggerland Archipel wieder ans Licht hebt, mit pulsierenden Leben bevölkert, wo die Menschen sich kennen, sich lieben, sich hassen und töten., aber auch, wenn’s Not tut, füreinander da sind. Gutes Buch!