Mord auf Doggerland

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Doggerland. Fehltritt, Krimi von Maria Adolfsson, 512 Seiten erschienen im List – Verlag
An der unheimlichen Küste Doggerlands wartet der Tod. Auftaktband der Doggerland-Trilogie.
Schlimmer hätte für die Kommissarin Karen Eiken Hornby der Tag nach dem großen Austernfest nicht beginnen können. Total verkatert wacht sie neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelbett auf. Schnell verschwindet sie von dort. Zuhause kann sie sich von diesem peinlichen Fehltritt jedoch nicht erholen, denn kurz darauf wird eine Frau in ihrem eigenen Haus brutal ermordet aufgefunden. Bei dem Opfer handelt es sich zu allem Unglück auch noch um die Ex-Frau von Jounas Smeed, dem Mann mit dem Karen die vergangene Nacht verbracht hat. Smeed kann in diesem Fall nicht ermitteln, denn er gilt als verdächtig. Deshalb soll Hornby diesen Fall übernehmen. Zuerst einmal muss sie ein anderes Alibi für ihren verhassten Chef finden. Die Ermittlungen führen in die 70er Jahre und auf ein erschütterndes Geheimnis in der Vergangenheit zurück.
Das Buch ist in 91 überschaubare Kapitel aufgeteilt, die sich in zwei Stränge teilen. Der Hauptstrang schildert die Geschehnisse und auch die Ermittlungen in der Gegenwart. Dazwischen, in einigen Kapiteln, erfährt der Leser was auf dem Lothorpshof vor 40 Jahren vorgefallen ist. Es ist mir sehr leicht gefallen, dieses Buch flüssig zu lesen, denn die Autorin bedient sich eines flüssigen und sehr bildhaften Schreibstils und lebhaften Dialogen. Die Geschichte erscheint in der auktorialen Erzählweise, der Leser kann zu jeder Zeit leicht den Überblick behalten. Alle Figuren handeln authentisch und die Auflösung des Falls ist nachvollziehbar. Anfangs dachte ich: „Warum ist es notwendig, für einen Kriminalroman ein eigenes Land, mit eigener Währung, Sprache, Städte usw. zu erfinden? Dann habe ich entdeckt, dass es die Insel zwischen Großbritannien und Dänemark wirklich gegeben hat und sie vor ca. 8000 Jahren im Meer versunken ist. Dieses Detail ist interessant, aber für den Plot nicht unbedingt notwendig. Die Spannung beginnt mäßig und zieht sich am Anfang zäh, durch die ergebnislosen Ermittlungen. Auf den letzten 200 Seiten steigt die Spannung jedoch stetig an. Ungeahnte Wendungen konnten mich letztendlich überraschen und die Seiten flogen nur so dahin. Bis kurz vor dem Ende hatte ich zwar eine Ahnung, jedoch die finale Auflösung hat mich sehr überrascht. Die agierenden Figuren waren nicht unbedingt sympathisch, außer dem Kommissar Karl Bjorken, versuchten die Kollegen, der Protagonistin ständig das Leben und die Aufklärung des Falles schwer zu machen. Allen voran Jounas Smeed, der mit dem Silberöffel im Mund geboren wurde, durch einen miesen Ehevertrag und den Intrigen seines Vaters wurde seine Exfrau um ihr Erbe gebracht. Für die Bemühungen Karens, ein Alibi für ihn zu finden, hätte ich schon etwas Dankbarkeit erwartet. Die Protagonistin Hornby, hat nichts zu verlieren, weil sie schon alles verloren hat, auch sie ist keine Sympathieträgerin zu viel Alkohol und Zigaretten, zu wenig Durchsetzungsvermögen. Meine Lieblingsfigur war der Obdachlose Leo Friis, gewitzt und klug konnte er mir imponieren. Ich hoffe, dass er in weiteren Bänden noch mit von der Partie sein wird. Der Grundstein für den zweiten Band wurde m. M. mit den ungeklärten Vergewaltigungsfällen bereits gelegt. Vorliegender Auftaktband hat mich neugierig gemacht, sodass ich beim nächsten Doggerland-Fall gerne wieder mit ermitteln möchte.
Eine Leseempfehlung für Skandinavien-Krimi-Fans und solide 4 Sterne, von mir, für “Doggerland“.