Verzwickte Ausgangslage, zu wenig Spannung

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lunamonique Avatar

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„Doggerland – Fehltritt“ von Autorin Maria Adolfsson ist Band 1 der Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby. Bei Doggerland handelt es sich um eine fiktive Inselgruppe in der Nordsee zwischen Dänemark, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich. Vor rund 8000 Jahren existierte tatsächlich eine zusammenhängende Landmasse namens Doggerland.

Einen Tag nach dem Austernfest wird Susanne Smeed, die Ex-Frau von Karen Eiken Hornbys Chef, erschlagen aufgefunden. Heikel, dass Karen die Nacht mit ihm in einem Hotelzimmer verbracht hat. Als Tatverdächtiger kann Jounas Smeed den Fall nicht übernehmen. Karen Eiken Hornby wird zur Chefin auf Zeit und forscht nach, ob sich die Alibilücken bei Jounas schließen lassen.

Die Geschichte beginnt mit dem Aufwachen am Tag danach. Das Rätselhafte und die Erkenntnis sind sehr gut in Szene gesetzt. Karens Emotionen, ihre verzwickte Lage werden greifbar. Der schicksalhafte Mord verschlimmert alles. Originelle, beklemmende Verstrickungen als Einstieg. Schweigen, Ausflüchte, die Suche nach dem Rettungsanker, bald steckt Karen Eiken Hornby in der Sackgasse. Das Persönliche lässt die Hauptfigur verletzlich wirken. Ein Geheimnis aus der Vergangenheit bleibt lange Zeit im Dunkeln. Was ist damals passiert? Das Umfeld des Opfers wirft ebenfalls Fragen auf. Autorin Maria Adolfsson setzt auf einen detaillierten Erzählstil. Die Ermittlungen bleiben immer wieder stecken. Der Druck auf die Kommissarin erhöht sich. Ihr Beliebtheitsgrad sinkt kontinuierlich mit den im Sande verlaufenen Ermittlungen. Mysteriös bleibt weiterhin das Mordmotiv oder war Susanne Smeed ein Zufallsopfer? Das Tempo ist sehr langsam. Über lange Strecken fehlt es an packenden Szenen. Es lässt sich erahnen, dass die erste Spur die falsche ist, aber es scheint keine Fährte zum Täter zu führen. Rückblicke ins Jahr 1970 untermalen das Rätselhafte. Kurze Kapitel sorgen für einen guten Lesefluss. Wie ein Fels in der Brandung wirkt Karens Kollege Karl Björken. Können sie zusammen den Fall knacken? Auch ihn stellt Karen auf eine harte Probe. Bröckelt das Vertrauen? Gelungen ist das Verwirrspiel zum Ende. Das Tempo steigt. An eine einfache Lösung will Karen nicht glauben. Der Showdown ist packend inszeniert, der Schluss gut gelungen. Mit neuen, ungelösten Fällen gibt es auch einen Ausblick auf den nächsten Band. Nicht alles an der Handlung vom Auftakt ist schlüssig. Es entsteht der Eindruck, dass sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben. Eine Eskalation ist nicht so richtig nachvollziehbar. Insgesamt hätte der Plot spannender gestaltet werden können. Die Kommissarin steht zu sehr im Vordergrund.

Der kreativ in Szene gesetzte Titel zieht alle Blicke aufs Buch. Jedes Detail des Covers ist stimmig. Auch die Farbwahl überzeugt. „Doggerland – Fehltritt“ bietet viel Lokalkolorit und ist aufgrund der verzwickten Ausgangslage unterhaltsam. Zu viele Abschweifungen und Details sorgen dafür, dass die Spannung auf einem eher niedrigen Niveau bleibt. Potential ist da. Es bleibt noch viel Luft nach oben z.B. für mehr Tempo und überraschende Wendungen.