Hat mich nicht überzeugt

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heinoko Avatar

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Zwar muss es für mich nicht unbedingt blutrünstig zugehen, aber wenn ein Kriminalroman allzu ruhige Passagen enthält, bin ich enttäuscht.

Für mich war der vorliegende Band meine erste Begegnung mit der Ermittlerin Karen Eiken Hornby. Aus den Andeutungen im Buch konnte ich entnehmen, dass Karen in der Vergangenheit schon so einiges mitgemacht hatte und immer noch krankgeschrieben ist. Es ist Weihnachten, und ihr Chef steht unmittelbar vor Antritt seiner Urlaubsreise. Da wird ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden. Karen ist froh, für ihren Chef die Ermittlungen führen zu dürfen und damit ihrem Haus voller uneingeladener Gäste entkommen zu können. Ein weiterer Mord geschieht, und es finden sich allerlei Verwicklungen und Verbindungen, nicht nur zur örtlichen Whiskydestillerie, sondern auch zu Karens Herkunftsfamilie. Mit jedem Ermittlungsschritt wächst die Gefahr für Karen selbst.

Doggerland, diese fiktive Insel vor Dänemark, ist ein geschickt gewählter Ort, um alle möglichen der Fantasie entspringenden Szenarien entstehen lassen zu können. Bis hin u ortstypischen Bräuchen hat die Autorin eine durchaus glaubhaft wirkende Welt in meinem Kopf entstehen lassen dank ihres sehr farbigen, atmosphärisch dichten Schreibstils. Auch dass im Präsens geschrieben wurde, rückt alles Geschehen dem Leser nahe, so als erlebe er es unmittelbar mit. Sehr angenehm empfunden habe ich auch die chronologisch folgerichtige Erzählweise, ohne nerviges hektisches Hin- und Herspringen zwischen Ort und Zeit. Leider war ich dennoch vom Buch enttäuscht. Eine Fülle von Personen mit und ohne Bedeutung für den Fortgang der Geschichte bevölkern das Buch, und jede zweite Frau hat ihr Haar zum Pferdeschwanz gebunden. All die breitgetretenen privaten Geschichten der verschiedenen Protagonisten wurden mir irgendwann schlichtweg zuviel, denn sie wirkten auf mich wie ein unnützer Ballast, wie Blockaden, die die Handlung stocken lassen. Der Fluss der Geschichte tritt auf der Stelle, und die zunächst aufgebaute Spannung gleitet ab in gelangweiltes Durchlesen. Zum überraschenden Ende hin allerdings zeigt die Autorin wiederum, dass sie durchaus spannend und packend schreiben kann.