Mord zwischen den Jahren

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Doggerland – Tiefer Fall, Kriminalroman von Maria Adolfsson, 416 Seiten, erschienen im List-Verlag.
Karen Eiken Hornby ermittelt wieder, ihr zweiter Fall.
Obwohl Karen von den schweren Verletzungen ihres vorangegangenen Falls noch nicht ganz genesen ist, kann ihr Chef Jounas Smeed sie überreden, vorzeitig wieder den Dienst anzutreten. Auf der Insel Noorö wurde eine Leiche entdeckt und die Belegschaft der Dogger-Polizei ist entweder krank oder im Urlaub. Doch das kommt Karen gerade recht, denn viel zu viele Freunde, Verwandte und Bekannte bevölkern ihr Haus und kommen ihr zu nahe. Fredrik Stuub ein pensionierter Hochschullehrer wurde ermordet. Lange tappt die Polizei im Dunkeln, als ein weiterer Toter mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden wird, beginnen die Mühlen zu mahlen, mit kriminalistischer Finesse und ordentlichem Mut beginnt die Kommissarin den Fall zu lösen, trotz Verwicklungen mit der auf Noorö ansässigen Verwandtschaft. Plötzlich gerät Karen selbst in Gefahr.
86 Kapitel in angenehmer Leselänge erwarten den Leser, der Plot teilt sich in Hauptstrang und Nebenstrang, die Autorin bedient sich der auktorialen Erzählweise, zu jeder Zeit ist deshalb der Überblick über die Geschehnisse möglich. Die Protagonistin war mir äußerst sympathisch, eine starke Frau, mit trauriger Vergangenheit, die sich nicht unterkriegen lässt, eine blitzgescheite Ermittlerin, die sich wenn nötig durchzusetzen weiß. Da ich das Vorgängerbuch gelesen habe, gab es auch ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren aus dem 1. Teil, besonders die Freunde der Ermittlerin waren wieder mit von der Partie, es ist interessant weiterzulesen wie sich das Privatleben und die Entwicklung dieser Charaktere weiterspinnt. Doggerland ein fiktives Land in der Nordsee, so rau wie die Menschen die darauf leben, das ist dieser Geschichte unbedingt anzumerken und macht die Figuren ganz besonders interessant.
Die Story kam etwas langsam in Fahrt. Gemächlich beginnen die Ermittlungen, doch der Spannungsbogen der flach beginnt, da habe ich den Überblick über die beteiligten Figuren etwas verloren, steigt ab der Hälfte gewaltig an. Weniger Polizisten, Freunde Verwandte und Verdächtige wären genug gewesen. Doch spätestens nach der 2. Leiche habe ich es nicht mehr geschafft, das Buch aus der Hand zu legen, ohne darüber nachzugrübeln. Ungeahnte Wendungen, Fäden die ins Leere laufen und dazu die Klemme, in die die Hauptfigur durch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen gerät, haben mich wunderbar unterhalten. Die letzten 100 Seiten habe ich ohne Unterbrechung lesen müssen, da konnte ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Das Ende konnte mich wirklich überraschen. Noch mehr, hat mich der Nebenstrang fasziniert, in dem es sich um häusliche Gewalt dreht. Immer wieder habe ich nach den Kapiteln gefiebert, die diesen Erzählstrang fortsetzen, die zum Teil unerträglich spannend waren. Immer wieder hatte ich die handelnden Figuren und die Landschaft vor Augen, das hat die Autorin durch ihren fesselnden und bildhaften Schreibstil geschafft, dass ich manchmal wirklich vergessen habe, dass es Doggerland gar nicht ( mehr ) gibt.
Unbedingt will ich natürlich jetzt wissen wie das Leben der Hauptfigur, ihrer Kollegen und ihrer Freunde weitergeht. Auf die Figur von Jounas Smeed, Karens arroganten Chef könnte ich allerdings verzichten. Deshalb freue ich mich schon auf den 3. Teil der Doggerland-Reihe „Fester Grund“ was aber noch bis Dezember 2020 dauern wird. Diesen Band kann man sehr gut als Einzelband genießen, denn das nötige Vorwissen ist gut in der Geschichte integriert, ist aber schöner die Bände der Reihe nach weg zu lesen.
Von mir 4 Sterne von 5 möglichen.