Ruhige, sehr atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Krimireihe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bookloving Avatar

Von

INHALT
Es ist Weihnachten, als ein Toter auf Noorö, der nördlichsten Insel von Doggerland, gefunden wird. Karen Eiken Hornby stürzt sich in die Ermittlungen - erleichtert, auf Weihnachten verzichten zu können. Ein weiterer Mord zeigt eine Verbindung zu einer örtlichen Whiskydestillerie, aber am meisten beunruhigt Karen, dass ihre eigene Familie in den Fall verwickelt zu sein scheint. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Balanceakt zwischen Karens Privatleben und ihrer Rolle als Polizistin.
(Quelle: List Verlag)

MEINE MEINUNG
Mit „Doggerland: Tiefer Fall“ ist der schwedischen Autorin Maria Adolfsson eine spannende Fortsetzung ihrer Krimi-Trilogie rund um die sympathische Kommissarin Karen Eiken Hornby gelungen. Diesen Band kann man übrigens auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen, denn man erfährt in Einschüben das Wichtigste zur Vorgeschichte.
Wer nicht unbedingt atemberaubende Spannung und blutrünstige Details haben muss, sondern eher ruhige Krimis mit stimmungsvoller Atmosphäre und besonderen Schauplätzen mag, der wird bei der Doggerland-Reihe voll auf seine Kosten kommen. Angesiedelt ist der Krimi nämlich nicht an einem realen Schauplatz in Skandinavien, sondern auf dem sagenumwobenen Doggerland mit der fiktiven Hauptstadt Dunker, einer aus mehreren Inseln bestehenden Inselgruppe zwischen England und Dänemark in der Nordsee gelegen.
Der Autorin gelingt es hervorragend, uns in diese fiktive „doggerische“ Welt mit ihrer einzigartigen Kultur und interessanten Traditionen eintauchen zu lassen. Äußerst stimmig sind das Setting mit den sehr bildhaften Beschreibungen der kargen, von Wind und Wetter geprägten Landschaft, dem besonderen Menschenschlag und die eigentümliche, etwas düstere Atmosphäre. Und genau diese besondere, nordische Szenerie Doggerlands, die sehr eigenwilligen, lebensechten Figuren, denen wir während des Falls begegnen und natürlich die sympathische Ermittlerin Karen Eiken Hornby machen den Reiz dieses Krimis aus.
Das abrupte Ende der Weihnachtsfeierlichkeiten kommt Karen nicht ungelegen, denn nach ihrer langen Rekonvaleszenzphase wegen einer Knieverletzung aus ihrem letzten Einsatz, kann sie es kaum abwarten wieder zu ermitteln. Und so verschlägt es die Ermittlerin zusammen mit den wenig begeisterten Kollegen Brodal und Larsen auf die nördliche Insel Noorö, auf der ein Teil von Karens Verwandtschaft immer noch lebt.
In diesem klassischen Ermittlungskrimi wirkt der Fall um den toten, emeritierten Hochschullehrer zunächst wenig spektakulär und der Kreis der Tatverdächtigen ist sehr überschaubar. Doch decken die Ermittlungen bald immer neue Familiengeheimnisse und Animositäten auf, die verschiedene Motive denkbar machen. Das anfangs eher gemächliche Erzähltempo zieht allmählich an, und mit immer neuen Verwicklungen und Wendungen steigt die Spannung zunehmend. Gekonnt lässt die Autorin ihren Krimi in einem unglaublich packenden Finale gipfeln.
Besonders fesseln konnte mich erneut die akribische Ermittlungsarbeit, die sehr ausführlich, anschaulich und glaubwürdig beschrieben wird, so dass man bei diesem Fall hervorragend miträtseln kann. Die schrittweisen Enthüllungen zu Karens bedrückender Hintergrundgeschichte und dem Umgang mit ihren traumatischen Erlebnissen haben mich sehr für ihre interessante Figur eingenommen. Karen ist ein vielschichtiger, sehr lebensechter Charakter mit Ecken und Kanten, lebenserfahren und eigensinnig. Trotz ihrer toughen, oft ruppigen Art, die sie nicht auf Anhieb sympathisch wirken lässt, hat sie das Herz am rechten Fleck.
Auch die vielen Nebenfiguren sind entsprechend ihrer Rollen sehr plastisch ausgearbeitet, vor allem Karens etwas skurrile Kollegen aus ihrem Team, der Leiter der Spurensicherung Larsen und der wortkarge Rechtsmediziner Brodal gewinnen während des Falls immer mehr an Profil.
Ich bin schon sehr gespannt, auf die Fortsetzung „Fester Grund“, den letzten Teil der Krimi-Trilogie auf Doggerland, die Ende des Jahres erscheinen soll.

FAZIT
Eine gelungene, spannende Fortsetzung der Doggerland-Trilogie mit einem kniffligen Fall für die toughe Ermittlerin Karen Eiken Hornby.
Lesenswert für alle, die sehr atmosphärische, ruhigere Ermittlerkrimis mögen!