Skandinavischer Softkrimi

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Es ist Weihnachtszeit auf Doggerland, als Leser stellt man sich eine schön verschneite Landschaft und ein gemütliches Beisammensein der ganzen Familie am warmen Feuer vor. Aber dies gefällt der Kommissarin Karen Eiken Hornby in diesem Jahr nicht, denn sie leidet noch unter den Auswirkungen des vorigen Falls, der wohl ziemlich gefährlich war und seine Spuren bei der Ermittlerin hinterlassen hat, sowohl körperlich als auch psychisch. Sie ist noch krank geschrieben, aber fühlt sich in dieser Situation nicht wohl, denn ihr ist nicht nach Feiern und ihre Familie geht ihr auf die Nerven. Deshalb nimmt sie dankbar an, als ihr Chef sie beauftragt, in einem Mordfall auf der nördlichsten Insel Noorö zu ermitteln. Sie beendet ihren Krankenstand und sucht Ablenkung in der Arbeit.
Dies ist der 2. Band der Doggerland-Trilogie, und nachdem ich so viele gute Rezensionen über den ersten Band gelesen hatte, wollte ich die Reihe unbedingt kennenlernen. Leider wurden meine hohen Erwartungen nicht erfüllt, denn ich fand das Buch recht langatmig. Bei diesem Kriminalroman liegt der Akzent eher auf 'Roman' als auf 'Krimi'. In meinen Augen läuft der eigentliche Fall so nebenher ab, während anderes im Vordergrund steht, wie z.B. der physische und psychische Zustand der Ermittlerin. Auch die häusliche Gewalt, die Eikens Freundin erleidet, nimmt sehr viel Platz ein und war für mich aufwühlender als der Mord, obwohl nach kurzer Zeit noch ein weiterer Mann getötet wurde. So richtig spannend wurde es erst in der zweiten Hälfte des Buches, besonders gegen Ende. Vorher plätschert die Handlung so dahin, und es passiert nichts Spektakuläres.
Man kann miträtseln, wie die beiden Morde zusammenhängen und wer der Täter ist, und hier sind auch falsche Spuren gelegt, was die Handlung zeitweise interessanter macht, aber im Vordergrund steht doch immer wieder die Befindlichkeit Eikens. Natürlich ist es unterhaltsam, etwas über das Privatleben der Protagonisten zu erfahren, aber bitte nicht so vorherrschend.
Die Hauptcharaktere sind mir nicht wirklich sympatisch, denn sie wirken oftmals schlecht gelaunt, problembeladen und erledigen ihre Arbeit nur unlustig. Dies trifft auch auf die Ermittlerin Eiken zu, denn sie ist oftmals unwirsch in ihrem Verhalten gegenüber anderen, und private Probleme sind ihr wichtiger als ihre Arbeit. Sie wirkt oftmals destruktiv und sucht die Abgeschiedenheit.
Positiv sind die intensiv atmosphärischen Beschreibungen der Autorin, sowohl der Landschaft als auch der verschiedenen Gefühlsebenen der Protagonisten. Ich konnte mir die Landschaft vor meinem inneren Auge perfekt vorstellen, was direkt zu Beginn einsetzte, als Frederic von seiner Schwester gesucht wurde. Aber auch personenbezogene Angstsituationen konnte ich gut nachempfinden.
Insgesamt fand ich das Geschehen gut durchdacht, logisch konstruiert, und alle Fäden wurden am Ende zusammengeführt. Für mich blieb keine Frage offen. Außerdem ist der Anlass für die Morde nicht alltäglich, was mir gut gefällt.
Ich hätte mir den Roman komprimierter gewünscht, weniger Privatleben, mehr Spannung, denn das Grundkonzept ist eindrucksvoll. Schade, mein Fazit: drei Sterne.