solider, atmosphärischer Krimi

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
marakkaram Avatar

Von

** Alle Schubladen waren herausgezogen, vieles umgekippt, ein jähes Durcheinander, du hast es selbst gesehen. Aber ich hatte den Eindruck, dass derjenige, der das getan hat, gar nichts gesucht hat. Vielmehr kam es mir vor, als hätte jemand versucht, das Bild eines Einbruchs nachzustellen, ohne im Grunde zu wissen, wie sowas aussieht. **
Der zweite Fall für Karen Eiken Hornby. Eigentlich noch krankgeschrieben, nutzt sie die Gelegenheit, an den Feiertagen ihrer Mutter und Freunden zu entkommen, um für eine Ermittlung nach Doggerland zu reisen. Der kleinen Insel, auf der noch heute ein Teil ihrer Familie wohnt - der Teil, für den man seine Hand nicht ins Feuer legen würde.
Ja, das Privatleben, Freunde und Familie, nimmt sehr viel Raum ein. Mir hat das auf der einen Seite schon irgendwie gefallen, denn Karen und ihre Art wächst einem schnell ans Herz und ihr Umfeld ist sehr interessant, allerdings bremst es den Krimipart ganz schön aus. Dessen sollte man sich bewusst sein.
"Doggerland - Tiefer Fall" ist so gesehen ein Art Wohlfühlkrimi, mit einer unheimlich dichten Atmosphäre und sehr bildhaften Schilderungen von Land und Leuten. Der Krimipart ist glaubwürdig, solide und überrascht am Schluss, aber er steht nicht immer im Vordergrund und die Ermittlungen laufen auch eher gemächlich. Dafür geht es auch hier sehr detailliert zu. So erfährt man, welche Spuren die Ermittler auf einen Mord, statt, wie erst angenommen, einen Unfall schließen lassen u.ä. Und auch das Banden- und Familiengeflecht sowie das ganze zwischenmenschliche und Miteinander auf dieser kleinen Insel, hat mir richtig gut gefallen.
Maria Adolfsson hat starke, authentische Charaktere erschaffen und mit Doggerland einen fiktiven Kosmos in der Nordsee, der außergewöhnlich und doch so real erscheint, dass man ganz oft vergisst, dass diese Inselgruppe nicht wirklich existiert.
Fazit: Eine entspannte, solide Krimi-Reihe, die trotz des Privatlebens unabhängig voneinander gelesen werden kann (ich bin z.B. mit dem zweiten Band begonnen) und mit seiner Umgebung und Charakteren punktet.
Einziges kleines Manko für mich, die Schrift ist ungewöhnlich klein, das hätte mich fast abgeschreckt - zum Glück nur fast.