Solider und gut gearbeiteter Krimi

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druckdeufel Avatar

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Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby ist erleichtert, als ihr Vorgesetzter anruft und sie bittet, einen Fall zu übernehmen. Denn jetzt zu Weihnachten ist ihr Haus voll mit Besuch, was sie einerseits freut, ihr andererseits die Luft abschnürt. Also macht sie sich auf den Weg nach Noorö, wo ein alter Mann tot aufgefunden wurde, vermutlich ermordet.

Im zweiten Band der Krimireihe „Doggerland“ nimmt Maria Adolfsson sich die Zeit, eine gründliche Basis aufzubauen. Wie ein Schwungrad erst die Energie speichert, um sie dann in Bewegung umzusetzen, wird hier eine Geschichte mit Elementen gefüllt, die nachhaltig und wuchtig durch die Handlung tragen. Umfeld, Freunde, Lebenssituation, Erinnerungen werden da, wo es sich anbietet, eingeflochten.
So einprägsam und tiefgründig die Autorin sämtliche Personen zum Leben erweckt, so überzeugend erschafft sie die passende Kulisse für ihren Roman: Doggerland. Landschaft, Vergangenheit, Menschen, sogar Wirtschaft und politische Verhältnisse dieser fiktiven Inselgruppe erscheinen völlig real, einschließlich der Karte auf der letzten Umschlaginnenseite.
Absolut souverän und solide hat sie den Roman konstruiert. Stets ist man ganz dicht an den Personen. Die sind äußerst vielschichtig. Und zahlreich. So zahlreich, dass sie das Lesergedächtnis vielleicht sogar überstrapazieren würden, wenn nicht geschickt eingestreute Erwähnungen und kurze Wiederholungen helfend unterstützen würden.
Die Ermittlerin ist eingebunden in ein soziales Netz. Ihre Kontakte sind Menschen mit Stärken und Schwächen, unterschiedlichen Hintergründen und mitunter übermächtigen Problemen. Hieraus ergeben sich Nebenhandlungen, die stellenweise die Spannung liefern, die man ansonsten bis zur Mitte des Buches vermissen könnte.
Dann aber kommt das Schwungrad in Gang und reißt alles mit. Das Buch vor dem Ende wegzulegen ist irgendwann nicht mehr möglich. Man bangt, hofft, leidet mit und vergisst das Atmen.
„Tiefer Fall“ ist mehr als ein Kriminalroman. Er handelt auch davon, was Freundschaften bedeuten und was sie bewirken können.