Authentischer historischer Roman, aber blasse Liebesgeschichte

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missemilia Avatar

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1945 in einer Kurstadt in Nordrhein-Westfalen: die britischen Besatzer stellen das Leben der Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch einmal auf den Kopf. Die schöne Kurstadt wird als neues Hauptquartier des britischen Militärs zur Sperrzone erklärt und die Bewohner:innen müssen neue Bleiben suchen. Darunter auch die beiden Frauen Anne und Rosalie. Sie beide verfolgen Ziele, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Rosalie die Briten um den Finger wickeln und so Vorteile erlangen möchte, kämpft Anne stoisch gegen die Besatzer an und getät dabei öfter mal mit dem Offizier Michael Hunter aneinander...

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Das Cover sowie auch der Klappentext haben vermuten lassen, dass es sich hier um eine historische Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichte handelt. Dieser Plot ist aber tatsächlich eher ein kleinerer Teil des Buchs und weiß erst im letzten Drittel mehr zu fesseln. Davor ist das Buch ein Roman über eine Stadt, deren Bevölkerung mit den Folgen des Krieges und der Besatzung durch die Briten leben muss. Nach eigenen Angaben der Autorin basiert der Roman auf Zeitzeugenberichten, Zeitungsartikel und anderem Hintergrundmaterial. Dadurch wirkt das geschilderte Geschehen natürlich sehr authentisch und berührend. Insgesamt baut man zu den Charakteren auch durchaus Sympathie auf.

Wenn man sich allerdings auf einen Liebesroman einstellt, wirkt das Buch sehr lang und teilweise etwas ermüdend. Dieses Gefühl entsteht auch dadurch, weil phasenweise generell nicht viel passiert, sondern die Hoffnungslosigkeit der Menschen in Bad Oeynhausen im Vordergrund steht.

Mir hat das Buch gefallen, allerdings hätte meiner Meinung nach der rote Faden nicht unbedingt durch verschiedene Liebesgeschichten gesponnen werden müssen. Ich hätte stattdessen gern mehr über die alltäglichen Konflikte zwischen Deutschen und Besatzern erfahren und etwas mehr die Perspektive und Emotionen der britischen Soldaten kennengelernt. Das wurde aus meiner Sicht doch eher sehr nebensächlich betrachtet.

Insgesamt aber durchaus lesenswert, wenn man keine klassische Liebesgeschichte erwartet.