Authentischer und emotionaler Roman aus Deutschlands Stunde null

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lisa buddensiek Avatar

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Theresia Graw schildert in ihrem Roman von der Besatzung der Stadt Bad Oeynhausen durch die Briten. Es beginnt, wie die Autorin so treffend schreibt, mit einem Vakuum - das Alte, die nationalsozialistische Diktatur vorbei, das Neue ungewiss und noch nicht begonnen. Anna, Tochter eines Hoteliers, glaubt, dass es nun wieder losgehen kann mit dem Kurbetrieb und dass es auch aufwärts geht mit dem Hotel. Doch dann kommt der Räumungsbefehl: die Briten errichten ihr Hauptquartier inmitten von Bad Oeynhausen. Was das für die Bevölkerung bedeutet: alle müssen ihre Häuser verlassen, nur das Nötigste darf mitgenommen werden. Die Stadt wird mit Stacheldraht getrennt. In einer Barackenstadt, in ärmlichsten Verhältnissen, leben von nun an diejenigen, die nicht zu Verwandten oder aufs Land können. Anna gibt sich kämpferisch, versucht mit ihrer Familie das Beste aus der Situation zu machen. Das Beste aus ihrer Situation versucht auch Rosalie zu machen, aus ärmlichen Verhältnissen kommend, arbeitet sie aber gern für die Briten und hofft auf eine gute Partie. Diese gegensätzlichen Parts sorgen für Spannung, auch, wie die allmähliche Annäherung der Parteien nachvollziehbar beschrieben wird.
Theresia Graw schreibt in ihrem Nachwort, dass es eine besondere Herausforderung sei, eine fiktive Handlung parallel zu historisch verbürgten Tatsachen und Ereignissen zu konstruieren - ich finde, dass es ihr meisterlich gelungen ist, die Jahre 1945 bis 1947 authentisch darzustellen, mit allen Schicksalsschlägen dieser Zeit, von der Hochwasserkatastrophe über den Dürresommer bis hin zum Hungerwinter mit dem großen Feuer, dem eine Kirche zum Opfer fiel. Viele Emotionen und eine fesselnde Atmosphäre unterstützen dies und sorgen für ein berührendes Leseerlebnis.