Menschliche Abgründe eingebettet in absolutes Verwirrspiel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kraberg Avatar

Von

Nach 18 Monaten ohne jeden Kontakt zieht Richards fast 21jährige Tochter aus erster Ehe bei Joanne und Robert Atkinson ein. Sie will ihre Halbschwester, die 4 Monate alte Evie, kennenlernen. Dadurch ändert sich das Leben der Familie Atkinson grundlegend, Grauen, Misstrauen und Streit halten Einzug.
Als ehemalige Immobilienmaklerin solle Joanne eigentlich redegewandt und überzeugend sein. Aber gegenüber Chloe, ihrer Stieftochter, erscheint sie hier im Buch eher als graues Mäuschen, an der Selbstzweifel nagen und die mit ihrem jetzigen Leben als junge Mutter nicht klarkommt. Dabei fühlt sie sich mit dieser Aufgabe kaum ausgefüllt, will sogar wieder stundenweise arbeiten. Das konnte ich auch sehr gut nachvollziehen, denn schließlich hat sie durch Reinigungskraft und Gärtner neben dem Kümmern um ihre kleine Tochter keine ausfüllenden Aufgaben. Das ändert sich, als Stieftochter Chloe mit einzieht. Diese junge Frau, die sich gegenüber ihrem Vater immer noch als das kleine unschuldige, fügsame Mädchen gibt, macht Joanne das Leben zur Hölle. Viele kleine und große Lügen, Sticheleien führen zu häufigem Streit zwischen Joanne und Richard. Das geht so weit, dass Joanne an ihren kognitiven Fähigkeiten zweifelt. Chloe ist wie ein ständiger Schatten im Haus. Ich habe es als sehr gelungen empfunden wie die Autorin die seelische Notlage und die wachsende Angst von Joanne beschreibt. Das Ganze ist gepaart mit der Unsicherheit wem Joanne noch glauben kann und mit der Angst um das Leben ihrer Tochter. Ein ständiger Wechsel zwischen Opfer und Täter, ein Verwirrspiel ohne Gleichen, das erwartet hier den Leser und sorgt für packende Spannung. Joannes Höllentrip geht unter die Haut und weckt starke Emotionen beim Leser. Darum gibt’s von mir auch 5 Lese-Sterne, eine 100%ige Leseempfehlung eingeschlossen.