Ein faszinierendes Doppelporträt

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MEINE MEINUNG
In ihrem großartigen Roman „Doppelporträt“ mit dem Untertitel „Ein Roman über Agatha Christie und Oskar Kokoschka“ lässt die erfolgreiche schwedische Schriftstellerin Agneta Pleijel zwei bemerkenswerte Persönlichkeiten und Künstler aufeinandertreffen.
Hierbei handelt es sich um die weltberühmte britische Krimiautorin Agatha Christie und den österreichischen expressionistischen Maler Oskar Kokoschka, der sich in der Nachkriegszeit einen Namen als Porträtmaler gemacht hatte.
Neben dem einleitenden Einstieg besteht der recht kurz gehaltene Roman hauptsächlich aus den sechs Porträtsitzungen und einem gelungenen Epilog zum Ausklang. Beruhend auf wahren Begebenheiten entspinnt sich eine eher unspektakuläre, aber sehr faszinierende Geschichte, die mich durch die feinfühlig eingefangene Dynamik zwischen den beiden außergewöhnlichen Charakteren und seine zunehmende Intensität sehr begeistern konnte.
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, fiktive und biographische Anteile ausgewogen miteinander zu vermischen, so dass daraus ihr ganz eigenes, facettenreiches und stimmiges Porträt der beiden eigenwilligen Künstler entstanden ist.
Geschickt lässt uns die Autorin an den fiktiven Gesprächen während der Porträtsitzungen teilhaben und lässt die beiden außergewöhnlichen Künstlerseelen in den von ihr glaubhaft skizzierten Episoden lebendig werden.
Faszinierend ist es als stiller Beobachter mitzuerleben, wie sich die so gegensätzlichen Charaktere zunächst widerwillig aufeinander einlassen, sich allmählich zu öffnen beginnen, Gemeinsamkeiten entdecken und schließlich sogar persönliche Enttäuschungen, ihre Ängste und Leidenschaften preisgeben. So erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in ihre Gedankenwelt und bewegten Lebensgeschichten mit etlichen Höhen und Tiefen. Schrittweise lernen wir zwei hochinteressante, sensible Persönlichkeiten mit ihren Schwächen, Verletzlichkeiten und inneren Dämonen kennen.
In einigen höchst persönlichen Einlassungen lassen uns die beiden Charaktere schließlich auch an einigen schmerzvollen und nachhaltig prägenden Erlebnissen aus der Vergangenheit teilhaben. Darunter Details, die vielleicht vielen von uns noch nicht bekannt sind - wie beispielsweise Oskar Kokoschkas obsessiven Auswüchse in Bezug auf seine große Liebe zu Alma Mahler oder Agatha Christies eigene Sicht auf die Hintergründe für ihr mysteriöses elftägiges Verschwinden, das damals für großen Aufruhr in der Presse sorgte.
Mit ihrem einfühlsamen, prägnanten Erzählstil hat Agneta Pleijel ein vielschichtiges und faszinierendes Kammerspiel inszeniert. Sehr eindrücklich beleuchtet die Autorin zudem Fragestellungen rund um das Wesen der Kunst, ihren faszinierenden Entstehungsprozess, ihre biographische Prägung und regt insbesondere zum Nachdenken über die bemerkenswerten Menschen hinter der Kunst an.

FAZIT
Ein wundervoll stimmiges Porträt von zwei ausgesprochen faszinierenden Künstlerpersönlichkeiten – fesselnd, atmosphärisch dicht und sehr einfühlsam erzählt!
Sehr empfehlenswert!