Ein Lesevergnügen!

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Doppelportrait ist ein Roman der schwedischen Autorin Agneta Pleijel über zwei große Künstler: den Maler Oskar Kokoschka und sein Modell Agathe Christie. Es war ein Vergnügen, diesen fiktiven Sitzungen zu folgen, fiktiv zwar sind die Gespräche, das Werk indessen ist real.
Mathew, der geliebte Enkel der Krimiautorin und ihr Mann Max wollen zum 80. Geburtstag von Agathe ein Portrait anfertigen lassen , von keinem geringeren als dem berühmten Maler Oskar Kokoschka, selber schon über 80 und zunächst genauso wenig begeistert wie Agathe auch. Als er ein Kinderfoto von ihr siehst und ihre lebendigen Augen, ist es allerdings um ihn geschehen und Agathe kann es ihrem Enkel auch nicht abschlagen, aber es soll dann mit sechs Sitzungen auch genug sein!

Also es klappt doch und schon das erste Aufeinandertreffen, wo sich beide beschnuppern, ist köstlich zu lesen ! Sie, die sich schon als Kind Geschichten ausgedacht hat und er, der überzeugt war und ist, die Welt über Licht und Farben zu erfassen.

Er will sie zum Reden bringen, und doch ist es Agathe, die ihm erst einmal sein Liebesdrama mit Alma Mahler entlockt und darüber hinaus Dinge, die er noch nie jemanden erzählt hat. Zugleich sind die Gespräche auch eine Auseinandersetzung mit Kunst und Wirklichkeit, ihre Standpunkt sind dabei unterschiedlich.
Als Agathe endlich von sich redet, erzählt sie von ihrem Verschwinden vor Mann und Öffentlichkeit, Jahrzehnte zuvor, womit sie ganz England in Staunen und Unruhe versetzt hatte. Und als sie redet, kann er endlich malen, kann sie einfangen, farbig, voller Licht und mit einem erstaunten Blick, so sieht zumindest das reale Porträt von ihr aus.
„ Licht ist der Schlüssel zum Dasein“ - davon ist Kokoschka überzeugt und deshalb will er eben dies und die damit verbundenen Farbnuancen festhalten, um der Wirklichkeit näher zu kommen.
Sie tut indes so, als wäre ihr das Bild unwichtig, „wir bedeuten ja nichts“. - „Wir bedeuten ungemein viel …Wir sind es, die die Dinge auf der Welt miteinander verknüpfen.“ so Kokoschka.
Beiden hat aber die Zusammenarbeit Spaß gemacht und es bleibt eine lebenslange Freundschaft, wenn auch nur per Brief.

Es hat mir viel Freude gemacht, diesen fiktiven Gesprächen beizuwohnen, mit einer guten Prise Humor um einer klaren Sprache. Das Cover in vergilbtem schwarz weiß mit einer verschmitzten Agathe Christie auf der Vorderseite und einem selbstbewußten Kokoschka auf der Rückseite paßt hervorragend dazu.