Die Figur der Pearl Tatlow trägt das ganze Buch

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caillean79 Avatar

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"Irgendetwas stimmte nicht."
Mit diesem Satz beginnt der Familien- und gleichzeitig Kriminalroman „Dornentöchter“. Und es ist tatsächlich so – bis zum Schluss ahnt man nicht, wer denn nun wirklich die Lösung des großen alten Geheimnisses um den mysteriösen Tod von Pearl Tatlow ist. Man weiß nur – irgendetwas stimmt nicht mit jedem Verdächtigen, der einem während der Geschichte in den Sinn kommt.
Insofern ist „Dornentöchter“ spannend bis (fast) zur letzten Seite.
Das Buch bewegt sich zwischen Krimi und Familiendrama, im Vordergrund steht die Aufklärung eines jahrzehntealten Verbrechens. Die Handlung springt zwischen den Ereignissen der Jetzt-Zeit und dem Bericht einer Zeitzeugin hin und her, allerdings nicht ohne entsprechend strukturiert zu sein (eigene Kapitel mit Zeitangabe) – das macht es leichter, die zwei Zeitstränge zu verfolgen.

Die Figur der Pearl Tatlow finde ich sehr schön herausgearbeitet – eine unangepasste „Lebefrau“, die sich als kreativer Kopf (Autorin) mit Hang zur Psychose mit dem doch recht eintönigen Familienleben in einem kleinen tasmanischen Fischerdorf nicht abfinden kann. Die Folge ist, wie man schon ahnt, ein seelischer Zerfall, der mit Alkohol und exzessiven außerehelichen Affären einhergeht. Umso spannender ist die Frage, wer Pearl Tatlow „auf dem Gewissen hat“ – ein Liebhaber? Der eifersüchtiger Ehemann? Die gute Freundin des Hauses, deren Freundschaft von Pearl nie wertgeschätzt wurde? Am Ende gar eine ihrer Töchter, die man für eine solche Tat eigentlich zu klein und kindlich wähnt? Oder ist es doch „nur“ ein Vebrechen wie so viele – eine Frau, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war und wahlloses Opfer eines gestörten Menschen wurde?

Die (miteinander verwobenen) Zeitebenen und die Geschichte um Pearls Enkelin Sadie und deren Tochter Betty ist als Rahmenhandlung ganz nett – aber der eigentliche „Star“ in dieser Story ist das Mordopfer.

Ich fand den Roman irgendwie anders als eine x-beliebige Familiengeschichte und auch irgendwie anders als einen x-beliebigen Krimi. Er wird mir sicherlich (gut) in Erinnerung bleiben und ist mir deshalb auch 4 Sterne wert.

Eins muss auch noch gesagt werden: mit der Umschlaggestaltung hat sich der Verlag hier sehr viel Mühe gegeben. Der durchbrochene Umschlag lässt den Blick teilweise frei auf das rundum bedruckte Hardcover – hat mir sehr gut gefallen und im Nachhinein muss ich sagen passen hier Cover, Umschlag und Roman sehr gut zusammen.