Dornentöchter, leider unpassender Titel

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nathanielle Avatar

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Eigentlich lege ich keinen großen Wert auf das Äußere eines Buches, aber hier ist der Schutzumschlag so hübsch gestaltet, dass er eine positive Erwähnung verdient. Das Buch ist ein flexibles Hardcover-Buch, so was hatte ich bislang noch nicht in Händen, sehr angenehm, nicht so schwer wie ein übliches HC-Buch.

Wie schon in meiner Überschrift erwähnt, finde ich den deutschen Titel unpassend: Dornentöchter kommen im ganzen Buch nicht vor (Stachelrankenmänner dagegen ziemlich häufig). Warum hat der Verlag es nicht beim englischen Titel "Poet's Cottage" belassen (evtl. mit einer Unterschrift "Das Dichterhaus")? Letztendlich spielt das Haus ja die Hauptrolle im Buch.

Sadie zieht nach ihrer Scheidung und dem Tod ihrer Mutter zusammen mit Teenagertochter Betty von Sidney nach Tasmanien. Sie haben dort im Städtchen Pencubitt das alte "Poet's Cottage" geerbt und wollen dort einen Neuanfang wagen. Sadie ist Autorin und möchte auch gerne klären (und in einem Buch verarbeiten), wer im Jahr 1936 ihre Großmutter Pearl Tatlow so grausam im Cottage umgebracht hat. Zeugen gab es damals außer der 9jährigen Tochter Thomasina keine. Thomasina lebt noch immer auf dem gleichen Grundstück, will aber mit dem Cottage und seiner gruseligen Geschichte nichts zu tun haben. Sadie lernt aber eine alte Freundin von Pearl kennen: Birdie Pinkerton war später die Lebensgefährtin von Pearls Witwer Maxwell. Sie ist uralt - beinahe 100 - aber geistig topfit. Birdie stellt Sadie das Manuskript ihrer Biografie über Pearl -"Die Netzespinnerin" - zur Verfügung. Die Autorin wechselt nun zwischen Birdies Text und der Gegenwart, netterweise gibt sie immer die Zeit an.

Sadie versucht anhand der "Netzespinnerin" und Gesprächen mit Zeitzeugen mehr über die Bluttat herauszufinden, was ihr teilweise auch gelingt. Hinzu kommen teilweise gruselige, übernatürlich anmutende Geschehnisse im Cottage, die Sadie und Betty etwas verunsichern. Andererseits müssen sie sich mit ganz normalen Problemen herumschlagen, die Probleme des pubertierenden Teenagers, die Eingewöhnung in die neue Umgebung, usw.

Die Hauptpersonen im Buch und auch die Personen im "Buch im Buch" sind überschaubar, z.T. leben die damaligen Beteiligten auch in der Gegenwart noch. Manche Figuren scheinen aber nicht ganz ausgereift zu sein (Gracie ist nun wirklich nicht wichtig), unausgereift ist auch das auf dem Buchrücken angekündigte Familiengeheimnis. Die Aufklärung des Mordes kommt so plötzlich und wird in so wenigen Sätzen dargelegt, für mich nicht ganz nachvollziehbar.

Fazit: Ich hatte mir nach der vielversprechenden LP etwas mehr von dem Buch erwartet. Die Autorin Josephine Pennicott schreibt zwar flüssig und gut zu lesen, auch kann ich die Längen, die manche Rezensenten erwähnen, nicht ganz nachvollziehen, aber der letzte Pfiff fehlt. Der Plot ist nicht so schlüssig, wie er sein könnte, das Ende irgendwie schwach. Eine nette Urlaubslektüre oder als Lesestoff für ein verregnetes Wochenende, aber mehr auch nicht. Leider kann ich hierfür nur 3 gutgemeinte Punkte vergeben.