Geisterhaftes Cottage

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Zum Inhalt:
Nach dem Tode ihrer Mutter erbt Sadie ein Cottage in Tasmanien. Da auch gleichzeitig ihre Ehe in die Brüche geht, bricht Sadie in Sydney alles ab und zieht mit ihrer Tochter Betty nach Tasmanien. Als Schriftstellerin interessiert sie sich ganz besonders über die Geschichte des Poet’s Cottage, wie es dort genannt wird. Sadie beginnt, Nachforschungen anzustellen über ihre Vorfahren, ihre Grossmutter und deren rätselhaften Tod damals. Alles scheint sehr mysteriös zu sein und die alten Einwohner des verschlafenen Dorfes Pencubitt reden nicht oder nur in Rätseln vom Cottage und dem, was damals in den 30er-Jahren dort geschehen ist. Im Cottage scheint ein unruhiger Geist zu hausen und es geschehen seltsame und mysteriöse Dinge. Doch Sadie lässt sich in ihren Recherchen nicht beirren und will ein Buch über die tatsächlichen Geschehnisse der damaligen Zeit schreiben.

Mein Eindruck:
In 26 Kapiteln erfährt man die Geschichte der Bewohner des Poet’s Cottage. Hin und her springend zwischen den Geschehnissen der Gegenwart und jenen in der Mitte der dreissiger Jahre erfährt man immer mehr davon, was sich damals zugetragen hat. Obwohl ich kein besonderer Freund von Geschichten bin, in denen andauernd in den Zeiten herumgesprungen wird, hat es mich in diesem Falle eigentlich gar nicht gestört. Grund dazu ist wahrscheinlich, dass es sich nicht wie sonst üblich bei solchen Geschichten, hier um eine eher beschränkte Anzahl von wichtigen Personen handelt und man sich jederzeit gut zurechtfand.
Was den Schreibstil anbetrifft, bin ich nicht besonders angetan davon. Für meinen Geschmack übertreibt hier die Autorin immer wieder mal deutlich durch wiederkehrende Gedankenspiele und Betrachtungen. Hier wäre etwas weniger wahrscheinlich deutlich besser gewesen für die ganze Geschichte. Es wirkt für mich insgesamt etwas verstaubt. Da hätte bereits die Schilderung der damaligen verklemmten und prüden Zeit völlig genügt, um dem Leser das Milieu erkennbar zu machen.
Die Charakteren sind mir allesamt etwas zu klischeehaft gezeichnet. Die Protagonistin Sadie betrifft dies zwar nicht, dafür ist sie aber etwas zu verschwommen, unpersönlich beschrieben. Man findet gar nicht so richtig den Bezug zu ihr und ihrer Handlungsweise.
Und diese Handlungen, nicht nur die von Sadie, sind mir häufig etwas unmotiviert, wenn nicht sogar gelegentlich gar unlogisch, vorgekommen. Etwas mehr Logik im Handlungsablauf wäre gut gewesen, hätte aber wahrscheinlich die Bemühungen der Autorin, möglichst viel im mysteriösen, undurchsichtigen Bereich anzusiedeln, zu sehr gestört.
Diese Punkte und die für mich gar nicht befriedigende Schlussphase in künstlich aufgebauschter, abgehobener Betrachtungsweise hat mich letztlich gar nicht überzeugt.

Fazit:
Dornentöchter ist eine Geschichte, die mich nach anfänglicher Spannung und Freude, letztlich insgesamt eher enttäuscht hat. Das Ganze ist bei mir zu verstaubt und trocken angekommen. Es fehlte mir etwas mehr leben und wirkliche Handlung.
Wem jedoch solche in der puritanischen Zeit angesiedelte Geschichten mit gedankenlastigen Monologen und Betrachtungen reichlich ausgestatteten Handlungen zusagen, ist hier wohl gut bedient. Persönlich liegt mir aber eine solche Erzählart nicht.