Was geschah mit Iris Neff?

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Brenna Spector ist eine bekannte und angesehene Privatdetektivin und unterscheidet sich von anderen Menschen in einer entscheidenden Eigenschaft: Aufgrund des „hyperthymestischen Syndroms“ erinnert sie sich an jeden Tag und jedes Ereignis ihrer Vergangenheit so detailliert, als wäre es gerade erst geschehen. Eines Tages wird sie damit beauftragt, eine verschwundene Frau namens Carol Wenz zu finden – und stellt schnell fest, dass diese wiederrum von der Suche nach dem seit über zehn Jahren verschwundenen Mädchen Iris Neff besessen war. Auch bei Brenna weckt der Fall Iris alte Erinnerungen…

Die Farben des Covers finde ich ebenso wie die einzelne Rose, die im Licht glänzt, ansprechend. Die Rose hat jedoch mit der Handlung des Buches ebenso wenig zu tun wie der Titel. Hier hätte man durchaus eine stärkere Verbindung zum Buchinhalt herstellen können.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig, sodass ich schnell in die Geschichte hineinfinden und sie gut lesen konnte. Trotzdem konnte mich die Handlung nicht ganz in ihren Bann ziehen. Die Spannung ist nur an einzelnen Stellen gegeben, und diese wichtigen und spannenden Ereignisse werden für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt. Anschließend plätschert die Handlung wieder vor sich hin und Brenna fährt von A nach B und wieder zurück in der Hoffnung, auf irgendeinen brauchbaren Hinweis zu stoßen. Ihr hyperthymestisches Syndrom wird dabei realistisch beschrieben, infolge dessen erinnert sie sich aber nur gelegentlich an wichtige Details, die ihre Ermittlungen voranbringen. Häufig wird sie auch von völlig irrelevanten Erinnerungen eingeholt, die zum Verständnis des Charakters zwar interessant, ansonsten aber recht verwirrend und irrelevant sind. Auch ihre Beziehung zu Exmann und Tochter nimmt recht viel Platz ein und liefert interessante Hintergrundinformationen zu Brennas Privatleben, ist aber relativ unabhängig von der Suche nach Carol Wenz. Bis zum Schluss habe ich mich zudem gefragt, was die Verweise auf ihre verschwundene Schwester mit der ganzen Handlung zu tun hatten – ich erwartete Verknüpfungen, die aber einfach nicht kommen wollten.

Einige positive Worte möchte ich nach der Kritik auch noch verlieren: Die von Brenna geführten Ermittlungen haben mir als Kriminalgeschichte gut gefallen. Brenna muss einige Rätsel lösen, um die Wahrheit zu finden. Nur allmählich offenbaren sich Zusammenhänge und Geheimnisse werden gelüftet, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Unterstützung erhält Brenna außerdem von ihrem Mitarbeiter Trent und dem Polizist Morasco, zwei sympathischen Charakteren, die für einige humorvolle Szenen sorgten.

Insgesamt ist „Dornröschenschlaf“ ein solider Kriminalroman, dem es jedoch oft an der nötigen Spannung fehlt. Mit Brenna Spector wurde jedoch ein interessanter Charakter geschaffen, der dem Leser lebendige Einblicke in die Vor- und Nachteile des hyperthymestischen Syndroms gibt. Wer sich für dieses Syndrom interessiert, dem kann ich zum Lesen des Buches raten, wer durchgehende Spannung und aufregende Szenen sucht, für den ist „Dornröschenschlaf“ jedoch das falsche Buch.