Wenn die Erinnerung dich quält

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mel.e Avatar

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Was würdest du tun, wenn du nicht vergessen kannst? Wenn du nicht weißt, wo deine Liebsten sind? Wenn jede Erinnerung dich zum schrecklichsten Moment deines Lebens führt? Seit der Entführung ihrer Schwester vor vielen Jahren leidet die Privatdetektivin Brenna Spector unter einem seltenen Phänomen: Sie kann sich mit allen Sinnen an jede Situation erinnern. Jeden vergangenen Moment zu sehen, zu hören und zu riechen ist ein Segen in ihrem Beruf, aber eine Qual in ihrem Leben. Vor allem, als Brennas neuester Fall zu einem vermissten Mädchen führt, das auf die gleiche Art verschwand wie ihre eigene Schwester ...


Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
9,99 Euro
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548283780
ISBN-13: 978-3548283784
Originaltitel: And She Was


Die Autorin Alison Gaylin:
Alison Gaylin lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in den USA. Sie hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und plant eine Serie mit der außergewöhnlichen Ermittlerin Brenna Spector




Entsetzlich, wenn sich Erinnerung mit Gegenwart vermischt. Brenna selbst würde sicherlich gerne alles darum geben nicht immer in ihren Erinnerungen zu schwelgen. Manchmal überkommt es sie und sie blendet alles aus, was sie umgibt. Ist daran ihre Ehe gescheitert? Ist dies der Grund, warum sie in ihrem Job doch so erfolgreich ist? Sich mit allen Sinnen erinnern zu können kann manchmal sehr schön sein, manchmal schmerzlich und manchmal hilft es auch einen Fall zu lösen, der etwa 10 Jahre geruht hat. Ein Mädchen verschwindet spurlos und scheinbar will sie auch niemand finden. Der alte Fall wird aufgerollt und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack für alle Beteiligten. Wurde da etwa an den Beweismittel manipuliert und vor allem warum? Wer hat etwas zu verbergen und wieso kommt plötzlich der Weihnachtsmann ins Spiel?
Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Brennas Krankheit / Gabe ist wirklich faszinierend und ich wusste bis zu dem Thriller auch nicht, das es so ein Phänomen gibt. Für viele ist es ein Fluch, aber Brenna schafft es das Beste daraus zu machen. Manchmal schafft sie es auch dagegen anzukämpfen indem sie laut anfängt zu zählen oder zu singen. Manchmal ist es allerdings auch sehr hilfreich, besonders dann wenn man als Privatdetektivin arbeitet. Mir hat das sehr imponiert und die gezeichneten Personen sind wirklich gelungen, zumindest die Guten. Die Bösen und skrupellosen über Leichen gehenden mag ich in keinem Buch, also auch hier nicht.
Ich war sehr gefesselt und kann dem Buch nur eine Leseempfehlung aussprechen. Ein klein wenig mehr Blut hätte dem Buch allerdings nicht geschadet, denn so konnte ich ihn für mich eher in die Sparte guter und spannender Krimi einordnen. Für einen Thriller fehlte mir das angenehme Kribbeln, das Fingernägelkauen vor Anspannung und die Gänsehaut! Dennoch ist die Geschichte wirklich spannend und baut auf den alten Fall, das Verschwinden von Iris Neff auf. Immer mehr Personen kommen dazu und was am Anfang verwirrt fügt sich hinterher nahtlos ineinander. Es gibt zwar kein Happy End, aber es klärt sich, wo Iris Neff sich aufhält und was damals wirklich geschehen ist.


Die Autorin beschreibt auf S. 458 das Phänome "hypertymetistisches Syndrom" wie folgt: Das hypertymetistische Syndrom gibt es tatsächlich, auch wenn es erst seit seiner ersten medizinischen Erwähnung in medizinischen Fachzeitschriften 2006 nur eine Handvoll Fälle bekanntgeworden sind. Menschen mit diesem Syndrom haben ein perfektes autobiographisches Gedächtnis, das heißt, die Fähigkeit, sich vollständig mit allen fünf Sinnen an sämtliche Tage ihres Lebens zu erinnern.

Mehr dazu auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperthymestisches_Syndrom

Es ist also keine Fiktion, sondern wurde von der Autorin genutzt um diesen Thriller zu schreiben. Meiner Meinung nach ist es ihr wirklich gelungen eine außergewöhnliche Protagonistin zu schaffen!