Liebe rund um’s Mountainbike

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Josie lebt für’s Montainbiken. Dafür, ihren Körper beim Uphill den Berg hoch an seine Grenzen zu bringen, um auf dem Gipfel mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt zu werden, und beim Downhill mit voller Konzentration schwierige Strecken zu meistern. Als der Montainbike-Star Levi Hardin ihr im Fahrradladen ihres Vaters begegnet, erkennt sie ihn erst auf den zweiten Blick. Wie es ihre etwas vorlaute Art ist, hat sie ihn da jedoch schon zu einem privaten Rennen herausgefordert. Spätestens bei der gemeinsamen Tour ist ihr Levi’s Aufmerksamkeit sicher und schneller als jeder andere blickt er tief in sie hinein. Ungefragt und mit unorthodoxen Methoden versucht er ihr in den wenigen Tagen, die er Garmisch-Partenkirchen verbringt, bei der Überwindung ihrer Ängste zu helfen, die sie sich kaum selbst eingesteht. Ihr Aufeinandertreffen ist intensiv und auch wenn Josie sich dagegen wehrt, ist da eine starke Anziehung zwischen ihnen. Mitten in einem intensiven Kuss stößt Levi sie jedoch überraschend von sich und lässt sie stehen. Josie versucht, ihm nicht nachzutrauern, sondern beschließt sich stattdessen auf die große Chance zu fokussieren, die ihr ein Stipendium für ein Sportcollege in den USA bietet. Sie kann ja auch nicht ahnen, dass Levi dort spontan einen Trainerjob antritt…
Dieses Buch hat Spaß gemacht zu lesen, hat mich zwar nicht völlig vom Hocker gehauen, aber war doch solide und unterhaltsam. Die Geschichte bringt viele überzeugende Elemente mit.
Sowohl Josie als auch Levi sind interessante und vielschichtige Charaktere. Man lernt sie beide gut kennen, da abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt wird. Dabei habe ich mich beiden tatsächlich sehr nahe gefühlt, die Autorin nimmt einen sehr gut mit in die Gedanken- und Gefühlswelten. Josie tritt nach außen schlagfertig, selbstbewusst und fast schon ein wenig frech auf und hat dennoch ihre weichen und verletzlichen Seiten. Sie hat eine enge Verbundenheit zu ihrem Vater und fühlt sich auch ein wenig für ihn verantwortlich. Außerdem hat das Verlassen der Familie durch ihre Mutter als sie elf war sowie deren bipolare Erkrankung Spuren hinterlassen, die insbesondere Josie’s Performance auf dem Mountainbike beeinflussen. Levi ist ebenfalls nicht der Draufgänger, den er den Medien und der Welt präsentiert, sondern auch er trägt ein familiäres Päckchen mit sich herum. Auch wenn ich mich in keinem von ihnen vom Typ her wiedergefunden habe, fand ich sie beide sehr nahbar und mochte ihre Tiefgründigkeit.
Ebenso gibt es eine Reihe von Nebencharaktere, was für mich ein Qualitätsmerkmal für eine gute Geschichte darstellt. Auf Josie’s Seite ist da nicht nur ihr Vater, sondern auch ihre beste Freundin Sam und später im College lernt sie weitere Personen kennen. Durch Levi lernt man als Leser zunächst seinen Manager Bob kennen sowie später dann auch seine Mutter und weitere Familienmitglieder. Einer meiner Kritikpunkte an dieser Stelle ist, dass die Nebencharaktere selber kaum eine eigene Geschichte haben, also keine eigenen Probleme, Gedanken oder Entwicklungen aufweisen, die sich mit der Geschichte der Protagonisten verflechten. Sondern sie sind einfach nur da, um Josie’s und Levi’s Geschichte zu supporten. Darüber hinaus werden sie nicht wirklich konstant weiterverfolgt, mit dem Ortswechsel in der Mitte des Buchs fühlten sich einige Nebenfiguren ein wenig an wie zurückgelassen. Ich denke, es hätte das Buch noch um einiges interessanter gemacht, wenn es mehr Nebenstränge und verflochtene Handlungen gegeben hätte.
Die Aufteilung der Handlung bzw. des Buchs an sich hat mich etwas überrascht. Basierend auf dem Klappentext war ich von etwas anderem ausgegangen. Etwa 40 % des Buches spielen sich jedoch noch in Garmisch-Partenkirchen und somit rund um das „Kennenlernen“ zwischen Josie und Levi ab. Erst danach erfolgt der Ortswechsel zum Sportcollege in den USA. Das war sehr ungewöhnlich, ich habe beim Lesen lange darauf gewartet, dass der angekündigte Ortswechsel erfolgt und irgendwie fängt hier nochmal eine ganz neue Geschichte an. Ich hatte zunächst kurz befürchtet, es gäbe jetzt wieder diese gewissen Einführungsphase, die bei anderen College-Romanen für gewöhnlich am Beginn steht. Allerdings kennt man die Protagonisten zu diesem Zeitpunkt schon recht gut und muss sich an sie nicht mehr rantasten. Zudem hat die Autorin den Übergang nach meinem Empfinden gut gelöst, auf der Beziehungsebene zwischen den Protagonisten passiert nämlich zu diesem Zeitpunkt auf einmal einiges und ehe man sich’s versieht, ist das Setting College schon etabliert.
Der erste Handlungsblock in Garmisch-Partenkirchen ist zudem im Hinblick auf die Interaktion der beiden direkt ungewöhnlich intensiv. Damit meine ich gar nicht im romantischen, aber doch im emotionalen, Sinne. Levi kennt keine Scheu dabei, Josie an ihre Grenzen zu bringen, und ich habe mich ein wenig gefragt, wie er sie so schnell so tief durchschauen konnte.
Der Schreibstil von Nadine Schojer ist locker und flüssig zu lesen. Ich würde ihn nicht als etwas Besonderes beschreiben, aber dennoch als angenehm. Total cool fand ich die hier gewählte Sportart, da ich über’s Mountainbiken bisher wirklich noch gar nichts gelesen hatte. Neben dem ganzen Eishockey und Co, das Sports Romances aktuell prägt, fand ich das eine wirklich gelungene Abwechslung.
Insgesamt für mich ein Buch, das unterhält und Spaß macht beim Lesen. Handlung, ein wenig Spannung, viel Sport und auch Romantik – von allem ist etwas dabei. Die letzten Prozent zu einem Highlight haben für mich gefehlt (auch wenn ich nicht genau benennen kann, was diese gewesen wären), aber ich würde auf jeden Fall weiterempfehlen.