Black Bond
Percival Everetts "Die Bäume", eine bissig-geistreiche Satire über Lynchmorde an Schwarzen fand ich großartig, sein Roman "James", eine Neuerzählung des Klassikers über Tom Sawyer und Huckleberry Finn ließ mich zum Fan seiner Literatur werden. Entsprechend große Erwartungen hatte ich an das neueste Werk aus Everetts Feder.
Die ersten Seiten haben mich denn auch großartig unterhalten. Die Figuren könnten kaum schräger sein: Ein Schwarzer autistischer Mathematikprofessor mit "nichts" als Fachgebiet, samt einer einbeinigen Bulldogge namens Trigo, die er sich in einer Babytrage umschnallt, wird vom - ebenfalls Schwarzen - Milliardär John Sill zunächst mit viel Geld dazu "überredet" sein Wissen über (das) Nichts zu teilen. Sill will erklärtermaßen ein Bond-Bösewicht werden und die Weltherrschaft an sich reißen. Wenn der Professor erklärt, dass Sills Vater starb, "als John minus vier Monate alt war", dann trifft das nicht nur mitten in mein Humorzentrum, sondern ist auch eine elegante Weise, die Denke des Mathematikers zu demonstrieren, der zwischenmenschlich Defizite hat.
Leider hat Everett seine Kunstfertigkeit in Sachen intellektueller Wortspiele jedoch überstrapaziert. „Ich habe gerade ein Stipendium erhalten, von dem ich hoffe, dass es zu nichts führt“, sagt Kitu einmal zu einem Kollegen. In diesem Stil reiht sich Abschnitt an Abschnitt, Seite an Seite - ich war bald gelangweilt, irgendwann genervt. Allerdings zolle ich Übersetzer Nikolaus Stingl hier größten Respekt, denn das englische "nothing" ins Deutsche so zu übertragen, dass die Doppeldeutigkeit von "nichts" beziehungsweise "das Nichts" erhalten bleibt, war sicher eine Herausforderung. Everett spickt seine Geschichte des weiteren mit mathematischen Fachbegriffen (Nornsches Lemma, Knaster-Tarski-Fixpunkttheorem) und philosophischen Betrachtungen, die ehrlicherweise meinen Intellekt und meinen Bildungshorizont überschreiten, und dies in einer Zahl, die leider meinen Lesegenuss immer wieder geschmälert hat.
Viel Diskussionsstoff bietet die Geschichte hinsichtlich des Schwarzen Selbstverständnisses, etwa wenn Sill erklärt, dass all sein Geld ihn vor allem weiß gemacht hat. Und so nimmt er für seine Rache auch in Kauf, dass unzählige Unschuldige sterben müssen.
Fans von Bondfilmen werden sicher nicht müde werden, Referenzen in "Dr. No" zu den Geschichten um den berühmtesten aller Geheimagenten zu suchen. Schurke Sill fährt der Küstenwache nur zum Spaß in einem U-Boot davon oder tötet Mitarbeiter, indem er sie beim gemeinsamen Lunch durch eine Falltür unter dem Sitz in ein darunter liegendes Haifischbecken stürzen lässt.
Bissigen Witz, Ironie und eine gewisse Leichtigkeit mit intellektuellem Anspruch und ernsthafter Gesellschaftskritik zu verpacken ist definitiv eine der großen Stärken von Percival Everett. Für mich persönlich ist dies diesmal nicht vollständig aufgegangen, was zugegebenermaßen auch daran liegen mag, dass Spionageromane und Actionfilme nicht zu meinen Lieblingsgenres zählen.
Die ersten Seiten haben mich denn auch großartig unterhalten. Die Figuren könnten kaum schräger sein: Ein Schwarzer autistischer Mathematikprofessor mit "nichts" als Fachgebiet, samt einer einbeinigen Bulldogge namens Trigo, die er sich in einer Babytrage umschnallt, wird vom - ebenfalls Schwarzen - Milliardär John Sill zunächst mit viel Geld dazu "überredet" sein Wissen über (das) Nichts zu teilen. Sill will erklärtermaßen ein Bond-Bösewicht werden und die Weltherrschaft an sich reißen. Wenn der Professor erklärt, dass Sills Vater starb, "als John minus vier Monate alt war", dann trifft das nicht nur mitten in mein Humorzentrum, sondern ist auch eine elegante Weise, die Denke des Mathematikers zu demonstrieren, der zwischenmenschlich Defizite hat.
Leider hat Everett seine Kunstfertigkeit in Sachen intellektueller Wortspiele jedoch überstrapaziert. „Ich habe gerade ein Stipendium erhalten, von dem ich hoffe, dass es zu nichts führt“, sagt Kitu einmal zu einem Kollegen. In diesem Stil reiht sich Abschnitt an Abschnitt, Seite an Seite - ich war bald gelangweilt, irgendwann genervt. Allerdings zolle ich Übersetzer Nikolaus Stingl hier größten Respekt, denn das englische "nothing" ins Deutsche so zu übertragen, dass die Doppeldeutigkeit von "nichts" beziehungsweise "das Nichts" erhalten bleibt, war sicher eine Herausforderung. Everett spickt seine Geschichte des weiteren mit mathematischen Fachbegriffen (Nornsches Lemma, Knaster-Tarski-Fixpunkttheorem) und philosophischen Betrachtungen, die ehrlicherweise meinen Intellekt und meinen Bildungshorizont überschreiten, und dies in einer Zahl, die leider meinen Lesegenuss immer wieder geschmälert hat.
Viel Diskussionsstoff bietet die Geschichte hinsichtlich des Schwarzen Selbstverständnisses, etwa wenn Sill erklärt, dass all sein Geld ihn vor allem weiß gemacht hat. Und so nimmt er für seine Rache auch in Kauf, dass unzählige Unschuldige sterben müssen.
Fans von Bondfilmen werden sicher nicht müde werden, Referenzen in "Dr. No" zu den Geschichten um den berühmtesten aller Geheimagenten zu suchen. Schurke Sill fährt der Küstenwache nur zum Spaß in einem U-Boot davon oder tötet Mitarbeiter, indem er sie beim gemeinsamen Lunch durch eine Falltür unter dem Sitz in ein darunter liegendes Haifischbecken stürzen lässt.
Bissigen Witz, Ironie und eine gewisse Leichtigkeit mit intellektuellem Anspruch und ernsthafter Gesellschaftskritik zu verpacken ist definitiv eine der großen Stärken von Percival Everett. Für mich persönlich ist dies diesmal nicht vollständig aufgegangen, was zugegebenermaßen auch daran liegen mag, dass Spionageromane und Actionfilme nicht zu meinen Lieblingsgenres zählen.